Heft 
(1902) 10
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1. (1. ausserordentl.) Versammlung des X. Vereinsjahres.

Schilfen die stattlichen eichenen Emporen hin, während sich im Mittel­schiff die einfachen, aber schmucken Sitzbänke aneinander reihen, von denen die ersten durch ein kunstvoll gearbeitetes schmiedeeisernes Gitter für die Offiziere abgetrennt sind. Die Pfeiler sind mit je sieben Fahnen und die beiden Seiten des Altarraums mit je sieben Standarten und sechs Fahnen geschmückt, die aus der Blücherschen Beute aus den Freiheitskriegen herrühren und die Kaiser Wilhelm II. der Garnison­kirche als Ersatz für den verlorenen Fahnenschmuck aus der fridericianischen Zeit verliehen hat. Zwei stattliche Kronleuchter aus Bronze hängen von der Gewölbedecke herab und zahlreiche elektrische Glühlampen sind an den Emporen und in den Gurtbogen verteilt. Im Glanze der elektrischen Beleuchtung bietet das Innere des Gotteshauses einen erhabenen Anblick dar.

Nach dem Rundgang durch das Schiff begaben sich die Anwesenden in die Sakristei, von deren Wänden die Bildnisse früherer Garnison­pfarrer und des Gouverneurs Graf Wartensleben herabblicken, und von dort durch den Betsaal, den ein Gemälde von Prof. SchmittLasset die Kindlein zu mir kommen schmückt, nach dem oberen Chor. Den hinter dem Altarraum belegenen Teil des Chors schmücken drei schöne Glasgemälde, Christus als Herr der Heerscharen und die ausziehenden und heimkehrenden Krieger darstellend, und eine Anzahl seltener französischer Reiterstandarten aus der Blücherschen Beute. In einer Seitenkapelle ist der alte Altar, vor dem Garnisonprediger Frommei bis zu seinem Tode gepredigt hat, aufgestellt, ferner das Altarkreuz, das Friedrich Wilhelm III. der Kirche geschenkt hat, und auf den Seiten­emporen hängen die erwähnten Gedächtnistafeln und neben der kunst­reichen Orgel die vier Bilder von Rode.

Nach der Besichtigung des Gotteshauses begaben sich die An­wesenden gruppenweise in die unter der Kirche angelegten Grabgewölbe, wo seit 1723 bis 1830 eine grosse Anzahl preussischer Heerführer und Offiziere beigesetzt sind, unter ihnen 14 General-Feldmarschälle (Graf von Wartensleben, von Finckenstein, von Natzmer, von Glasenapp, von Keith, von Kalkreuth, Kleist von Nollendorf u. a.) und 50 Generäle. In langer Reihe stehen die wohlerhaltenen Särge 221 an der Zahl in den scbön gewölbten Kellerräumen, die elektrisch erleuchtet werden, nebeneinander, und bequem kann man die lange Reihe hinabschreiten. Früher war die Zahl der Särge noch grösser, bei den verschiedenen Renovationen der Kirche hat man indes die von den Franzosen beschädigten oder im Laufe der Zeit zerfallenen Särge, soweit sie nicht wiederherzustellen waren, nach dem Garnisonfriedhof überführt und dort beigesetzt. Die in dem Gewölbe beigesetzten Leichen sind infolge der trockenen Luft, ähnlich wie in den Bleikellern des Doms zu Bremen, mumifiziert und gut erhalten, so dass man bei einigen die charakteristischen