Heft 
(1902) 10
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Zwei Reliquien der Quitzowzeit.

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Früher soll mit solchem Zollgelde der Knüppeldamm samt den zwei Brücken zwischen Mühle und Dorf Eldenburg erhalten worden sein. Demgemäss waren und sind heute noch die weilandHörigen und Mühlenzwang-Verpflichteten von Eldenburg bei etwaiger Wege­benutzung zollfrei. Jetzt ist das verschollen. Weg und Brücken unter­hält das Gut Eldenburg (was bei Hochwasserzeiten oft sehr schwierig und teuer ist) und der sog. Dammzoll wird dem Privatförster zu Eldenburg ins Gehalt eingerechnet.

Wenn das Märkische Museum in Berlin seinen Neubau bezieht, müsste dieser Eldenburger Sandschlagbaum zu dauerndem Gedächtnis als letzter seiner Art auf dessen Hof versetzt werden zusammen mit dem mutmasslich letzten öffentlichen Halseisen für malefici, welches zur Zeit an der Thüre des Spritzenhauses in Dorf Mödlich bei Lenzen a. Elbe warnend zur Schau aushängt!

Man fragt verwundert: Wie hat solche Wegelagerei entstehen, wie

sich ihre unzeitgemässe Fortsetzung erhalten können?

Die Entstehung ist leicht erklärlich.

Reiten und Rauben war bekanntlich in der Quitzowzeit keine Schande. Und hier auf der Eldenburg sassen seit 1308 auch Quitzows im Lande. Das Volk nannte diesen Prignitzer Familienzweig vom Jahre 1566 abdie guten Räuberquitzows. Bis dahin war ihr Ruf mehr als 200 Jahre lang ein sehr schwankender. Die Sage meldet, von den Marggrafen Johann und Otto seien Quitzows zu Grenzhütern wider Mecklenburg-Schwerin und wider die Herzoge von Braunschweig- Lüneburg auf die Eldenburg gesetzt worden. Sie berichtet weiter, das diese Grenzfeste nie besiegt worden sei. Aber so tapfer jene Quitzows waren, so kleinherrisch folgten sie dem Geiste ihrer Zeit im Rauben und Schinden. Der Landesherr weilte fern im Schlosse zu Spandow. So sperrten sie ohne sein Vor wissen die Grenze sich selbst zu gut. Um ganz sicher Kunde von jedem durchfahrenden Hans-Makeprang- Wagen zu bekommen, legten sie einen Klingelzugdraht unter die schwanken Hölzer des Knüppeldamms beim Dammzollkruge zwischen Schloss Eldenburg und Dorf Polz in Mecklenburg.

Jenes Schloss ist im Jahre 1588, der Dammzollkrug um das Jahr 1865 von der Erde verschwunden. Dieser Draht wurde durch über den Damm fahrende Wagen sowie durch darüberschreitendes Vieh nieder­gedrückt und setzte im nahen Sumpfschlosse eine Schelle in Bewegung. Sobald deren Ton durch das Schloss schrillte, flugs eilten die Quitzow- leute zum Schlagbaum und erleichterten nach Belieben die des Weges Gekommenen. Am ärgsten soll es zur Zeit des Kurfürsten Joachims I. vom Jahre 1510 bis zum Jahre 1566 derJudenklemmer Kuno Hartwig» und dessen Sohn und Enkel getrieben haben, von deren Wüten der eiserne Stuhl im. Uhrturm schauderhaftes bekundet. Ein anderes