Kleine Mitteilungen.
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erscheint, wird deshalb nicht auch unsern Nachkommen als das Bessere gelten. Alter Besitz ist ein unersetzliches Gut, man sollte doppelt vorsichtig sein, es zu veräussern, denn das Verlorene ist nie wiederzubringen. Auch die in den Kirchen aufgestellten Grabsteine sollte man als ehrwürdige Denkmäler schonen. Auch hier ist der Gesichtspunkt falsch, dass man über ihre Erhaltung nacli dem Gefallen oder selbst nach sachverständigem Kunsturteil entscheidet. Denkmäler sind errichtet, dass man der Toten und des Todes gedenkt, nicht um Kunstwerke zu erzeugen. Sie gehören in erster Linie der Ortsgeschichte, erst in zweiter der Kunstgeschichte an. Darum soll auch das unscheinbare Denkmal, selbst das einer unbedeutenden Persönlichkeit, mit Ehrfurcht bewahrt bleiben. Stören sie dort, wo sie stehen, den Gottesdienst, so ist doch immer eine Stelle in der Kirche zu Anden, wo sie dies nicht t.liun und vor Unbill geschützt sind. Eine wohlgeordnete Kirchenverwaltung sollte diese oft kostbaren Andenken an die Toten einer kunstreicheren Zeit, die mit wenigem oft zu erhalten sind, nicht unberücksichtigt lassen. Eines seien die Kirchenverwaltungen vor allem eingedenk: es ist nicht zu erwarten, dass in ländlichen Kirchen sich Kunstwerke ersten Banges Anden. Man soll an ihre Schätzung nicht mit jenem Massstabe herantreten, den man in unseren grossstädtischen Museen sich aneignete. Man soll vielmehr die Liebe als Mass nehmen, mit der das Werk geschaffen ist, selbst bei massigem Gelingen. Und die Kirche soll streng darauf halten, dass das ihr in Liebe Gebotene nicht ohne Grund in Missachtung komme.“ Was Gurlitt vom Königreich Sachsen hier so richtig sagt, sind goldene Worte und diese gelten vollauf auch von unseren brandenburgischen Kirchen, in denen ohne vorgängige Befragung des Konservators, noch jetzt mitunter unzweckmässige Änderungen der alten Ausstattung im Innern der ländlichen Gotteshäuser vorgenoimnen werden. E. Fr,
Wo liegt der Spandauer Bock? — Komische Frage, wird mancher alte Berliner denken. Da wo er immer lag, westlich von Charlottenburg an der Spandauer Chaussee. — Freilich, dort liegt er auch, aber auf welcher Seite der Chaussee?
Als geborener Berliner kannte ich die Sache nicht anders, als dass der Spandauer „Bock“ südlich von der Chaussee nach dem Grunewald zu liegt, während sich gegenüber nach der Spree zu die „Zibbe“ erhebt. Wiederholt ist mir aber in neuerer Zeit entgegnet worden, dass die Sache sich gerade umgekehrt verhielte, und dass es immer so gewesen wäre. Trotzdem diese gegenteilige Meinung sogar von Autoritäten der Berliner Lokalgeschichte ausgesprochen wurde, wollte sie mir nicht recht einleuchten, da ich als Berliner Junge oftmals um die Osterzeit des Bocktrubels wegen nach dem Spandauer Bock hinausgepilgert war und stets auf der südlichen Anhöhe als auf dem „Bock“ geweilt hatte. Gelegentlich eines Spazierganges durch den Grunewald stattete ich kürzlich dem Spandauer Bock einen Besuch ab und erkundigte mich des Näheren nach der Lage desselben. Der betreffende Kellner glaubte zunächst, ich wollte ihn utzen, da ich mich ja auf dem „Bock“ befand, und gab erst, als ich ihm erklärte, dass es sich