Kleine Mitteilungen.
71
Mutter, einer geborenen Lychnerin gehörten Lesart jener Inschrift an. Sie lautet:
„Hier ruht mein Weib,
Gott sei’s gedankt,
Denn immerfort hat sie gezankt;
Drum Wandrer, eile fort von hier —
Sonst steht sie auf und zankt mit dir.“
Die Ähnlichkeit beider Lesarten und die Nachbarschaft Templins mit Lychen lassen vermuten, dass es sich hier um ein und dieselbe Inschrift handelt. Welche Lesart jedoch Anspruch auf Originalität hat, will ich nicht entscheiden, bemerke nur, dass meine sei. Mutter 1819 in Lychen geboren, und dass sie ihre Vaterstadt schon im Jahre 1832 verlassen hat. Daraus geht hervor, dass die von mir wiedergegebene Inschrift vor ca. 75 Jahren im Volksmunde bekannt war. Ob sich die Robert Mielkesche Wiedergabe auf noch ältere Daten bezieht, ist mir nicht bekannt. M. Kühnlein.
Über die älteste deutsche Weide- und Ackerwirtschaft findet sieh bei R. Henning bei Bespr. von Weitzen’s Siedelung und Agrarwesen. Zeitschr. f. d. Altertum, Bd. 43, Berlin 1899, S. 242 folgende auch für unsere Heimatkunde interessante Bemerkung:
Die ältesten agrarischen Zustände der Germanen sind hier ohnehin nicht zu verfolgen. Aber zwischen unsern Flurplänen und den deutschen „Weidewirtschaften“, welche M. noch bis in die Zeiten Caesars zurückschiebt, liegen, wenn es eine solche Stufe überhaupt je gegeben hat, unübersehbare Zeiträume. Dass unsere Vorfahren den Ackerbau sehr lange nicht mit Passion betrieben haben, das können die Flurpläne allerdings den alten Schriftstellern bestätigen. Aber vielleicht stand eine ältere Periode, diejenige der „Ilochäcker“, sogar noch auf einer höheren Stufe als die folgende römische „Zeit“. Noch im Mittelalter erkannte man an den unvergänglichen Spuren, dass der Ackerbau zurückgegangen sein müsse. Saxo Gramma- ticus VIII, S. 419 (Müller-Velschow) meldet auf Grund derselben aus der kimbrischen Halbinsel von einer Zeit, ubi olim cultores terram altius versantes vastas dissipavere glebas, während das jetzige Geschlecht brevibus agellis contentus agrestem operam citra veteris culturae vestigia cohibet. Er schreibt sie einem früheren Volke, den ausgewanderten Langobarden zu. Ilelmold I. 12 kannte sie gleichfalls: adhuc restant antiquae illius habitationis pleraque indicia, praecipue in silva . . . cuius vasta solitudo et vix penetrabilis inter maxima silvarum robora sulcos praetendit, quibus iugera quondam fuerunt dispertita. Er weist sie, ebenso wie die damit verbundenen Wallburgen (urbium quoque seu civitatum formam struc- tura vallorum praetendit) vielmehr den vorslavischen Sachsen zu. Zur Zeit des Tacitus würde man sie vielleicht „kimbrisch“ genannt haben, vgl. Germania 37: veteris tamae lata vestigia manent, utraque ripa castra et spatia, quorum ambitu nunc quaque metiaris molem manusque gentis et tarn magni exitus fidem. Es gab schon damals in Deutschland „prähistorische“ Zeiten. E. Fr.