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Der Ursprung des märkischen Backsteinbaues.
forschung der niederländischen Baudenkmäler ergiebt, dass in der Zeit des 11. und 12. Jahrhunderts in den Niederlanden durchaus nicht allgemein Backsteinhau, sondern vielmehr Tuffbau geherrscht hat, nur wenige ganz unbedeutende und kleine Bauten aus Backsteinen haben sich in diesen reich entwickelten Gegenden ausfindig machen lassen. Es sind kleine Dorfkirchen, Turmunterhauten sehr einfacher Art. Sie enthalten keinen Innenraum, keine Säule, kein Portal in reicherer Ausbildung; es fehlen ihnen also gerade die meisten Formen, für die sie angeblich als "Vorbilder gedient haben sollen.
Eine fernere Enttäuschung hat uns sodann die Erweiterung unserer Denkmalskentnis im eigenen Lande gebracht. Wir kennen ausserhalb und innerhalb der Mark Brandenburg einige Gebiete, die sicher im wesentlichen von niederländischen Kolonisten besetzt und urbar gemacht wurden. Es ist das das Marschland bei Bremen, besiedelt zwischen 1106 und 1142, die Elbniederung von der Mündung bis etwa nach Havelberg, besiedelt von 1120 bis etwa 121X1; es ist ferner der Höhenzug des Vläming, der von den eingewanderten Vlamländern seinen Namen erhalten haben soll. Auch in Anhalt und Obersachsen finden wir zerstreut und vereinzelt reichliche Ansiedelungen der Niederländer urkundlich nachweisbar. Aber keiner dieser Orte hat trotz reger Entwicklung der Gegenden eine Backsteinkirche aus der Zeit der Besiedelung aufzuweisen. Die einzige Ausnahme, die Klosterkirche zu Altenzelle in Sachsen hat so ausgeprägte Besonderheit in der Formgebung, dass sie mit voller Sicherheit aus anderem, nicht niederländischem Ursprünge hergeleitet werden kann. Wenn so die Gebiete, die mit Sicherheit von Niederländern besetzt wurden, den Backsteinbau zur Zeit der Besiedelung nicht kennen, so werden wir um so weniger in der Mark Brandenburg den Backsteinbau voraussetzen können als von Niederländern eingeführt, weil uns ja die niederländische Besetzung der Mark Brandenburg schon an sich zweifelhaft geworden ist. Der Schluss aus jener einzelnen allgemein gehaltenen Stelle der Chronik hat uns offenbar auf einen Irrweg geführt. Können wir uns danach der älteren Ansicht nicht mehr anschliessen, so darf doch hervorgehoben werden, dass die hingebende Arbeit der vorher genannten Forscher nicht etwa fruchtlos und verloren ist. Wie uns aus ihren eindringlichen Forschungen erst die unbedingt notwendige Übersicht über die Urkunden wie über den grossartigen Bestand unserer Denkmäler erschlossen worden ist, so werden wir uns immer dankbar daran erinnern, dass wir nur auf ihren Arbeiten fussend in der Erkenntnis dieser Fragen weiter fortschreiten können.
Bieten uns alte Urkunden und chronikale Nachrichten keine genügende Auskunft, so bleibt uns das Mittel durch Formvergleichung den Ursprung unserer Baukunst festzustellen. Das Mittel ist mit