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Der Ursprung des märkischen Backsteinbaues.
auf dem Putz angedeutet wurde, dort in der ursprünglichen Herstellungs- weise aus grossen Thontafeln abwechselnd weiss und roter Farbe zusammengesetzt. Die schichtmässig gemauerten Kapitelle mit allen Eigenheiten der Formgebung, wie sie bei uns auftreten, sind dort in vielfältigster Art als Vorbilder vorhanden. Merkwürdigkeiten, wie die weisse Färbung einzelner Bauglieder, vor allem der Sägeschichten, finden sich dort als ganz übliche Gewohnheit. Eine ganz nationale italienische Sitte: das Einlassen von glasierten Töpfen als Verzierung der Aussen- wände tritt uns dort häufig entgegen. "Wir finden es bei uns an der Klosterkirche zu Jerichow ganz vereinzelt und unerklärlich wiederholt. Dazu kommt die völlig gleiche Behandlung und Bearbeitung der Steinoberflächen, wie ich sie bei den ältesten Bauten unserer Gegend vorhin erwähnte. Was uns diese Anklänge und Uebereinstimmungen am wertvollsten macht, ist der Umstand, dass wir hier die Entwickelung der Formen aus den einfachsten Anfängen, zum Teil aus byzantinischen Einflüssen, zum Teil aus den Vorbildern des Werksteinbaues ganz allmählich und mit Sicherheit verfolgen können. Wir finden hier ein allmähliches Loslösen von den Bedingungen der Werksteinformen, durch das sich viele der bei uns so unvermittelt auftretenden Eigenheiten auf das natürlichste erklären. Hier hat sich aus tausend Ansätzen verschiedenster Art im Wechsel der eigenartigsten Bildungen mit der Zeit eine feste und gleichmässige Behandlungsweise entwickelt und zwar geht diese Entwicklung zunächst in jeder einzelnen Stadt für sich und selbständig vor sich. Erst gegen das Jahr 1200 beginnt eine grössere Übereinstimmung aucli der einzelnen städtischen Stile sich einzubürgern.
Dabei lässt sich die Zeitstellung dieser Bauten aus reichlicher erhaltenen Urkunden mit grosser Sicherheit bestimmen; das Ergebnis ist, dass auch hier in Oberitalien die römische Technik gegen das Jahr 800 vorkommt und verschwindet. Man gewöhnte sich auch hier mit dem allgemeinen Niedergang der Kultur, die römischen Bauten als Steinbrüche zu benutzen und errichtete bis gegen das Jahr 1100 die wenigen bedeutenderen Bauten aus Trümmern und Bruchstücken römischer Ziegel. Erst gegen das Jahr 1100 beginnt wieder die Herstellung neuen Backsteinmaterials, zunächst in sehr urtümlicher Weise, indem man aus grossen flach geschlagenen Thonkuchen mit dem Messer vierkantige Stücke ziemlich wechselnder Grösse und Dicke herausschnitt. Bald nach 1100 beginnen in Mailand die ersten noch sehr schwankenden Versuche, Gesimse aus Backsteinen zu formen. Ein
Menschenalter etwa später geht man zur Bildung von Kapitellen und reicheren Gesimsen über. Die fortschreitende Entwicklung dauert, immer noch wechselnd und in ziemlicher Unsicherheit, bis gegen das Jahr 1160. Der Zeitraum von 1160 bis etwa 1200 ist dann der Ausbildung