Heft 
(1902) 10
Seite
80
Einzelbild herunterladen

80

Der Ursprung des märkischen Backsteinbaues.

dass das Ergebnis unserer Darstellung, die Annahme italienischen Einflusses auf unsern Backsteinbau, nicht auf Irrtum beruht.

Fassen wir nochmals alles zusammen, so können wir nach dem jetzigen Stande unserer Denkmalskunde und unserer urkundlichen Kenntnisse mit Sicherheit sagen, dass die Vorarbeiten zur künstlerischen Behandlung des Backsteinbaues den Meistern Ober-Italiens zu verdanken sind; aber es wäre grundfalsch, deshalb in der märkischen Backstein­baukunst eine reine Nachahmung oberitalienischer Art zu sehen. Es liegt vielmehr in der Eigenart mittelalterlichen Kunstschaffens tief begründet, dass sich mit diesem Strome fremder Einzelformen eine Anzahl anderer Einflüsse mischt und durchdringt. Vor allem wirkt in dieser Hinsicht ein die grosse Selbständigkeit, mit welcher die alten Meister das in der Fremde Gelernte als Ausdrucksmittel ihrer echt deutschen Gesamtauffassung verwendeten. Selbst bei engstem Anschluss an ihre Vorbilder in Einzelformen und Technik bleibt doch mit wenigen Ausnahmen die Gesamtanordnung unserer Kirchen im Grundriss und Aufriss rein deutsch. Bei späteren Bauten ist auch eine Anspannung der übertragenen Backsteinformen an die gewohnten Bildungen der westdeutschen Hausteinkunst vielfach unverkennbar. Durch diese Selbständigkeit wahrten sich die alten Meister die Fähigkeit mit der überkommenen Form neu auftretende Baugedanken zu verschmelzen und insbesondere den Gewölbebau in durchaus eigenartiger und folgerichtiger Weise zu entwickeln. So waren sie imstande mit der zähen Kraft, die dem Märker von jeher eignete, dem Backsteinbau die grosszügige und dabei originell bewegliche Eigenart aufzuprägen, die die schönen Städte­bilder unserer Mark vor allem auszeichnet und die den märkischen Backsteinbau auch für uns wieder zu einem Vorbild und zu einer Quelle der Belehrung macht, aus der wir reiche Anregung zur selbstän­digen Lösung unserer neuen baulichen Aufgaben gewinnen können.

4. (3. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

Mittwoch, den I. Mai 1901, abends 7 Uhr, Besuch der Urania, Taubenstr. 48 49.

Zur angesetzten Stunde hatte sich eine grosse Anzahl Mitglieder und Gäste im Vestibül des Instituts eingefunden. Nachdem der 1. Vor­sitzende, Herr Geheimrat Friedei dem Direktor der Urania, Herrn Franz Goerke den Dank der Gesellschaft ahgestattet hatte für die