Heft 
(1902) 10
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4. (3. ausserordentl.) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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freundliche Erlaubnis zur Besichtigung des Instituts, verteilten sich die Besucher in die verschiedenen Säle, deren sechs vorhanden sind, um die zahlreichen Apparate zu besichtigen und mit ihnen zu experimentieren. Alle Gebiete der Physik sind vertreten, am reichlichsten die Elektrizität. Einige Säle enthalten aber auch prachtvolle zoologische Präparate, Demonstrationsobjekte, Aquarien und Terrarien.

Um 8 Uhr versammelten sich die Besucher in dem grossen Demonstrationssaal zu dem Vortrage des Direktors:Charakterbilder aus der Mark. Schon zweimal hatte Herr Goerke die Liebens­würdigkeit aus dem reichen Schatze seiner Sammlungen für die Brandenburgs eine Auswahl vorzuführeu. Zu dem heutigen Vortrage hatte er vornehmlich den westlichen Gipfel der Mark und das benach­barte Grenzland ausgewählt.

Würdig eröffnete die Reihe die alte Residenzstadt Tangermünde an der Elbe. Die ersten Bilder zeigten die alte Burg. Man sah die festen Mauern, welche sich steil auf dem Abhang über der Elbe erheben und ihn zum Teil gegen die Unterwaschung durch das Elbwasser schützen. Die nächsten Bilder brachten die drei Thore, das Ilühner- dorfer, das Neustädter und das Wasserthor und die letzten das Rat­haus und die Stephanskirche. Diese Bilder zeigten, wie reich die Stadt mit künstlerischen Bauwerken geziert war und zeugten von der politischen Bedeutung der Stadt. Hierauf führte uns der Vortragende über die Elbe hinüber nach Jericliow. Er zeigte uns im Bilde die Klosterkirche, welche das Vorbild für die märkischen Backsteinkirchen geworden ist. Weitere Ansichten boten Einblick in das Innere der Kirche. Die folgenden Photographien umfassten eine reiche Sammlung von Ansichten aus Stendal. Wir führen hieraus an das Bild des Domes, dieses schönsten Bauwerkes Norddeutschlands aus dem späteren Mittelalter, die grosse Linde auf dem Domplatz, die Marienkirche, das prachtvolle Ünglinger Thor, das zweiflüglige Rathaus mit der Gerichts­laube und dem öVa m hohen Roland davor. Nun folgten Bilder aus der Mark selber. Wir erblickten einen Teil der Stadt Havelberg. Die Brücke mit den Häusern und dahinter den Steilhang des Dom­berges, von dessen Krone das imposante Bauwerk des Domes in die Lande hinausschaut. Die folgenden Bilder zeigten die giossartige innere Einrichtung z. B. die Chorstühle, den Paradiessaal, das Refektorium und den Kreuzgang. Auch die folgenden Bilder boten noch Belege für die Prachtliebe und das künstlerische Verständnis der geistlichen Herren des Mittelalters. Sie zeigten uns die Wallfahrtskirche von Wilsnack und die Platten bürg; der älteste Teil dieses Schlosses, das bis zur Reformation den Bischöfen von Havelberg gehörte, ist dreistöckig und blickt auf einen Park aus dichtem Gebüsch mit Wasser. Wir begleiteten nun den Wanderer weiter in die Prignitz