Die Fischereigeräte in der Mark Brandenburg.
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Das Blenden der Fische, insbesondere der Hechte, geschieht im Frühjahr, wenn das Eis von den Wiesen herunter ist, und die Frühlingssonne das auf den Wiesen stehende seichtere Wasser durchwärmt hat; dann kommt der Hecht in dieses Wasser, um seinen Laich abzusetzen und läuft hierbei in sein Verderben.
Das Blenden der Fische erfolgt des Abends und während der Nacht. Ein Mann sitzt in der Spitze des Bootes den Blendeimer mit brennendem Kiehnspan an einer langen Stange über die Spitze des Bootes hinaushaltend; hinter ihm stehen die mit langen Fischspeeren Bewaffneten. Der Hecht, vom Feuer geblendet, merkt das Nahen des Bootes nicht, sondern bleibt unbeweglich stehen, bis ihn der tötende Stahlspeer trifft. Oder aber im ganz flachen Wasser geht ein Mann mit dem Leuchteimer in das Wasser hinein, während ihm die andern mit den Speeren gleichfalls im Wasser watend folgen. —
Das neue Fischereigesetz kennt zwei Arten des Fischfanges: „Die stille Fischerei und die Raubfischerei“. Dem entsprechend sind auch die gestatteten und im Gebrauch befindlichen Netzarten eingerichtet.
Unter stiller Fischerei versteht man den Selbstfang, d. h. die Art, bei welcher dem Fische Gelegenheit gegeben ist, sich durch Ein- oder Auflaufen auf das Netz selbst zum Gefangenen zu machen.
Daher bedient man sich bei der stillen Fischerei der sogen. Selbstfänge, wie Aalkörbe, Wehre, der verschiedensten Sorten Reusen, Stellnetze, Aalschnüre-Puppen u. s. w.
Die Raubfischerei dagegen wird mit allen denjenigen Fanggeräten betrieben, mit welchen es möglich ist, den Fisch gewaltsamer Weise in den Besitz des Fischers zu bringen, also mit dem Flaknetz, dem Garn, den verschiedenen Hainen, dem Speer, der Darde u. s. w.
„Fischerie — Lotterie!“
Selten entspricht wohl eine Redensart so der Wahrheit wie hier. Keines Handwerkers, Kaufmanns oder Fabrikanten Einkünfte sind so vom Zufall abhängig, wie die des Fischers. Wind, Wetter, Jahreszeiten, Wasserstand und viele andere Umstände machen es dem geschicktesten Fischer oft unmöglich sich seinen Lebensunterhalt allein durch Fischen — ich rode hier nicht von den Fischhändlern, sondern von den wirklichen, die Fischerei ausübenden Fischern — zn verdienen. Häufig findet er die Abends gestellten Netze des Morgens leer, häufig kamen ihm Diebe zuvor, die ihm nicht nur den Fang fortnahmen, sondern ihm auch die Netze so total zerstörten, dass er sie überhaupt nicht wieder gebrauchen kann. Dann wieder fährt ein rücksichtsloser Schiffer mit seinem Dampfer, trotz der ausgesetzten Warnungszeichen, durch die Netze, diese wickeln sich um die Schraube des Dampfers und verschwunden sind sie ebenso auf Nimmerwiedersehen, wie jene Netze, die