Heft 
(1902) 10
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Fischerei der Provinz Brandenburg.

einem beladenen Segelschiff, das seinen Weg gleichfalls durch die Netze nahm, an seinem tiefliegenden Steuer hängen gebliehen sind.

Endlich kommen Sturm, Wasser, Eis, die sich den Feinden des Fischers anschliessen und ihn nicht nur um den wohlverdienten Lohn bringen, sondern noch das ihrige dazu beitragen, die Fanggeräte zu zerstören.

Bedenkt man, dass die Fischerei einen Broterwerb bildet, dann kann man auch den Wunsch der Fischer, dass gleiches Strafrecht für Fischräuber und Wilddieb geschaffen werden möge, sehr wohl verstehen.

Von den primitiven Strick-Gerätschaften, wie sie Herr Geheimer Regiernngsrat Friedei in der Sitzung der Brandenburgs am 25. November 189(1 vorlegte, sind in der Mark Brandenburg zum Anfertigen der Leddernigs- und Poortnetze die Gabel Fig. b S. 290 V. Jahrgang No. 8 November 1898 des Monatsblattes und Fig. c daselbst im Gebrauch.

Nimmt man Gelegenheit sich in Fischerkreisen, namentlich in den­jenigen der Städte der Mark umzusehen, so freut man sich, welch einen guten Klang der NameFriedei dort hat. Karl Poetters.

Fischerei der Provinz Brandenburg.'

(Aus den Sainnielkästen des Märkischen Provinzial-Museums.) (Vgl. Brandenburgia IV, 177182 u. 202-206; VII, 193199.)

1. Karpfenfang im Spreewald. Sobald in jetziger Zeit einige Nächte Frostwetter eingetreten ist, macht sich unter den Fischereiberechtigten des Spreewalddorfes Lehde ein reges Leben bemerkbar. Eine Schar er­probter Fischer zieht dann mit ihren Kähnen nach der Gorroschoa, einem Hauptarme der Spree, welcher ziemlich tief und reissend ist, um dort zu knoppeien. Es handelt sich nämlich um das Fangen des schmackhaften Karpfens, welcher sich beim Eintritt der kälteren Jahreszeit in die tieferen Fliesse zurückzieht. Zu diesem Fange sind besondere Gerätschaften not­wendig. Das wichtigste Fangzeug ist der Scherran. Derselbe besteht aus zwei grossen und starken Bügeln aus Weidenholz, welche halbkreisförmig gebogen sind. Diese sind in der Mitte kreuzweis übereinandergelegt, so dass die vier Enden nach unten zu stehen kommen. Zwischen den Enden ist ein Netz ausgespannt. Das Ganze ist an der Kreuzungsstelle der Bügel an einer Stange befestigt. Dieser Scherran wird an den Stellen ins Wasser gesetzt, wo die Standorte und Sammelstellen der Karpfen sind, und diese Stellen sind den kundigen Fischern genau bekannt. Ist der Scherran nun dort ein­gesetzt, so harren die Leute, mit der einen Hand das betreffende Gerät haltend und mit der anderen den Kahn, unbeweglich der angetriebenen Fische. Eine Strecke weiter stromaufwärts hat sich nämlich eine kleine Kahnflotte aufgestellt, so dass die ganze Breite des Flusslaufes gesperrt ist.