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Fischerei der Provinz Brandenburg.
5. Untersuchung und Befischung der Berliner Tiergarten-Ge
wässer durch Dr. Marsson. Im Fischerei-Verein für die Provinz Brandenburg, dessen Vorsitzender unser Mitglied Geheimer Justizrat Uhles ist, berichtete Dr. M. am 9. Juli 1900: in den rein gehaltenen Seen ergab der Fang reichlich Karpfen von s / 4 —4 Kilo Schwere, Plötzen bis '/« Kilo, wenig Hecht bis 1V 4 Kilo, Bleie, Schleihe, Quappen und Stichlinge. Karpfenbrut war nicht aufgekommen. In dem sogen. Loch, wo höhere Wasserpflanzen geduldet werden, wurden hauptsächlich Schleihe gefangen, die sich hier augenscheinlich gut vermehren, daneben Karauschen, kleine Hechte und Barsche. Ausserdem kommen noch mehrere Weissfischarten vor, die hier laichen. Von den ausgesetzten Iligois und Regenbogenforellen wurde nichts bemerkt. In den Gräben finden sich wegen Liclit- und Sonnenscheinmangel wenig Fische. Die ausgesetzten Aale waren wohl alle ausgewandert. Besonders ertragreich war, wie zu erwarten, der neue See; hier wurden auf einer Stelle mit einem Zug 65 Karpfen, an anderer Stelle daselbst 50 Kilo Plötzen gefangen. Was die niederen Organismen anlangt, so kommen im wesentlichen die bereits von dem berühmten Mikrozoologen Ehrenberg hier festgestellten vor. E. Fr.
6. Von König Salomon rührt das wahrscheinlich älteste Buch von
den Fischen her. Nach I. Buch der Kön. 4, 34 schrieb Salomon eine vollständige Tierkunde: Säugetiere, Vögel, Fische und „Gewürm“. Diese naturgeschichtlichen Arbeiten des Königlichen Weisen und Polyhistor sind sämtlich untergegangen. E. Fr.
7. Grosser Stör (Acipenser sturio L.). Einen seltenen Fang machte
in der Nacht zum 9. Juni 1900 der Fisehernieister Marquardt von Morrn, indem er in der Warthe einen Stör von etwa 3 m Länge und 240 Pfund schwer in seinem Netze fing. E. Fr.
8. Der Grimnitzsee bei Joachimsthal i. M., ungefähr kreisrund, mit etwa 4500 Schritt Durchmesser, bisher für 3200 Mk. verpachtet, ist vom 1. April 1899 ab für jährlich 6800 Mk., der südlich von erstgenannter Stadt belegene Werbellin-See, etwa 14 000 Schritt lang und bis zu 1500 Schritt breit (10 000 Schritt gleich einer Meile), früher für 1400 Mk. verpachtet, ist vom gedachten Zeitpunkt für jährlich 3350 Mk. verpachtet worden. Der Grimnitzsee, meist mit sumpfigen Ufern und vielen Rohrgelegen, fast ohne Abfluss, ist erheblich fischreicher als der Werbellin. Der letztere steht nach Süden zu mittels des Werbe!lin-Kanals mit dem Finow-Kanal in Verbindung. Er ist sehr tief und enthält Maränen (Coregonus albula). Sein Spiegel liegt 22 m unter dem des Grimnitzsees. Ein undurchlässiges Lager von tertiärem Septarienthon bildet die Scheide zwischen beiden Seen.
Hubertusstock, am 18. Juni 1899. E. Friedei.
9. Die Ertragfähigkeit der Fischerei in Havel und Spree ist in den
letzten Jahren bedeutend zurückgegangen. Ganz besonders wird dies in diesem Winter wahrgenommen. Meistenteils ist die Ausbeute der Fischer so gering, dass kaum der Lohn des dazu benötigten Personals herauskommt. Dieser Rückgang der Fischerei triflt nicht allein die Kleinfiseher in Tiefwerder und Pichölsdorf, sondern auch die Grossgarnfischer, welche die