Heft 
(1902) 10
Seite
103
Einzelbild herunterladen

Fischerei der Provinz Brandenburg.

103

Fischereiberechtigung auf der Oberhavel von der königlichen Regierung (Domänenfiskus) gepachtet haben. Das häufiger vorkommende grosse Fisch­sterben nach einem Gewitter infolge des Zuflusses aus den Notauslässen der Kanalisationen, wobei immer unzählige Fische zu Grunde gehen, sodann die Fabrikabwässer und der zunehmende Dampferverkehr werden als die haupt­sächlichsten Ursachen der Ertraglosigkeit der Fischerei angesehen. Die Fischer von Tiefwerder und Pichelsdorf, die früher in der Lage waren, grosse Mengen Fische nach Berlin zu verkaufen, sind jetzt sogar darauf angewiesen, einen Teil der Fische zur Deckung des Bedarfs von Spandau in der Berliner Centralmarkthalle zu kaufen. B. T.-Bl. 19. 1. 1900.

10. Usedom, 22. Januar. Seit Jahren hat sich die Fischerei in den hiesigen Binnengewässern so verschlechtert, dass sie den Fischern kaum noch den nötigen Lebensunterhalt gewährt. Auch einzelne glückliche Züge Sind in den lezten zwei Jahren seit dem gewaltigen Lassaner Fange nicht mehr getlian worden. Die Fischer schrieben die Fischabnahme den milden Wintern zu, und die Umstände scheinen ihnen Recht zu geben; denn nachdem in diesem Winter im Dezember die Fischer zweier Peenedörfer mit dem grossen Netz im Achterwasser einige Züge im Werte von je einigen hundert Mark gemacht haben, hatten in letzter Zeit Lassaner und Zempmer Fischer das seltene Glück, in der Peene resp. im Achterwasser je einen Bleifang im Werte von mehreren tausend Mark zu machen. B. T.-Bl. 24. 1. 1900.

11. Der Fischzug für den Zaren. Einer alten russischen Tradition gemäss wurde dem Zaren vor wenigen Tagen die Ausbeute des ersten Fisch­zuges, den die Uralkosaken in diesem Winter unternommen haben, feierlichst dargebracht. Dieser erste Störfang im Jahre ist geradezu ein Fest, an dem selbst die Veteranen der Gegend teilnehmen Helden, die für ihre Tapfer­keit auf dem Schlaehtfelde mit dem Georgskreuz ausgezeichnet worden sind. Aus beträchtlicher Entfernung kommen sie in ihren von übermütigen Pferden gezogenen kleinen Schlitten zu dem Rendezvous. Sobald der Iletman er­schienen ist, erdröhnt ein Kanonenschuss, das Signal zum Beginn. Alles gruppiert sich um grosse, in das Eis gehauene Löcher, bis zu denen der Stör, dessen Aufenthaltsort man vorher genau ausgekundschaftet hat, mit langen Stangen getrieben wird. Kaum zeigt sich ein Fisch im Umkreis des Loches, dann werden Harpunen nach ihm geworfen, und nur selten verfehlt der Kosak sein Ziel. Der ganze dem Zaren dedizierte Ertrag des ersten Fanges wird sofort von einer offiziellen Deputation nach seinem Bestimmungs­ort befördert. Die diesjährige Abordnung rekrutierte sich aus dem Anführer eines Kosakcndetacliemcnts, demDoyen Sokolow, und neun Offizieren Das von dem Herrscher aller Reussen gnädig entgegengenommene An­gebinde bestand diesmal in 109 ansehnlichen Stören und 24 Centner frischem Kaviar. B. T.-Bl. 24. 1. 1900.

12. Fischräuber. Die Ansicht, dass der ehemalige Reichtum an Fischen, besonders an Aalen, in der Oberspree bis auf eine Entfernung von vier Meilen oberhalb Berlins so gesunken sei, dass es sich kaum lohnt, den Fang berufsmässig auszuüben, wurde seit längerer Zeit von den Fischern geäussert. Fanden diese ja doch in den Netzen und Körben, welche sie