Fischerei der Provinz Brandenburg.
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regelmässig in der Fangzeit während der Nacht anslegten, nur sehr selten eine sieh der Mühe lohnende Beute. Allgemein wurde angenommen, dass an dem Aussterben der Fische und der Fernhaltung derselben allein die Verunreinigung des Wassers durch die Abflüsse der Städte und der immer stärker werdende Schiffsverkehr die Hauptschuld tragen. Seit den letzten Monaten aber verminderte sich der Fang in so erschreckender Weise, dass die Fischer allen Grund hatten, noch nach einer anderen Ursache zu suchen. Endlich — es hat lange gedauert — ist man dieser auf die Spur gekommen. Fischräuber von Profession sind es, die den ehrlichen Fischern die Beute streitig machen und durch ihre Bösartigkeit den Fischbestand schädigen. In finsterer Nacht, bei möglichst schlechtem Wetter, ziehen die mit den erforderlichen Diebesgeräten, aber auch mit Waffen versehenen Fischdiebe mit Kähnen auf Raub aus. Wissen sie sich beobachtet, dann geben sie sich den Anschein, als ob sie eine nächtliche rudersportmässige Übungsfahrt unternehmen oder verspätet von einem Ausfluge zurückkehren. Beim Ausrauheu der Netze, Reusen und Fischkasten, denn auch solche werden nicht geschont, gehen die Fischpiraten ebenso systematisch wie gründlich zu Werke. Schon vorher haben sie ausgekundschaftet, wo gute, unbewachte Beute zu finden ist. Mit grosser Geschicklichkeit werden die Netze u. s. w. gehoben und die Fische geborgen. Die aufgestellten Posten geben bei den geringsten Zeichen vorhandener Gefahr Signale, die nur den Räubern verständlich sind. Netze, Körbe und andere Fanggerät.e werden nach der That so regelrecht wieder in Stand gebracht und wieder versenkt, dass nicht ein Anzeichen von ihrer bereits vollzogenen Hebung zu finden ist. Nur dann ist dies der Fall, wenn die Diebe sich überrascht wähnen. Sic kühlen ihre Rachsucht damit, dass sie die in den Fängern und Kasten befindlichen Fische einfach entschlüpfen lassen und auch wohl die Netze und Reusen zerstören. Thatsache ist es, dass im Rummelsburger See 30 bis 50 Netze und Reusen, die voll von lebenden Aalen waren, in einer einzigen der letzten Nächte geplündert worden sind, und ebenso ist es Thatsache, dass es bis jetzt nicht gelungen ist, einen einzigen dieser Fischräuber zu fassen. Auch gelang es bisher nicht, die Abnehmer der gestohlenen Fische ausfindig zu machen. Um endlich den Piraten, deren es eine ziemliche Anzahl geben muss, das Handwerk zu legen, stellen jetzt die Fischer wohlbewaffnete Posten aus. B. T.-Bl. 3. 8. 1900.
Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. — Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.
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