Heft 
(1902) 10
Seite
111
Einzelbild herunterladen

S. (2. ordentl. u. Haupt-) Versammlung des X. Vereinsjahres.

111

jährlich sechs freieBrauen zu halten, inkorporiert, was einer Dotation von 60 Thalern damaligen Geldstandes entspricht.

So blieb es Jahrhunderte hindurch, selbst nach Beendigung des verheerenden deutschen Religionskrieges kam das Schützenwesen, gefördert durch den grossen Kurfürsten, erst recht zu hoher Blüte. Im Jahre 1705 im April wurde die Oderberger Schützengilde reorganisiert, indem dieselbe mit militärisch gebildeten Chargierten von der Festung her versehen wurde; Trommler und Pfeifer wurden gleichfalls aus­gebildet. Die erforderlichen Flinten gab das Kgl. Zeughaus her. Eine Schützenfahne stiftete die Kämmerei in Oderberg. Nur eine allgemeine Montur hatten sich die Schützen aus eigenen Mitteln zu beschaffen.

Dafür genossen die Schützen aber auch manche Freiheiten. Es war nämlich gleichfalls verordnet worden, dass alle, die hier in Oder­berg das Bürgerrecht gewinnen wollten, zunächst Aufnahme in die Schützengilde nachzusuchen hatten. Von persönlichen Diensten wie Jagdlaufen, Cantonnement waren die Schützen gleichfalls befreit. Die Prämien an den Schützenkönig, wovon dieser reichlich abzugeben hatte, wurden nun aus der Accisenkasse mit jährlich 86 Thalern bezahlt. Bei der grossen Stärke der Gilde, bei ihren guten Kassenverhältnissen war das ein recht beachtenswerter Zuschuss. Die Schützen hatten nicht nur die Pflicht der Landesverteidigung, sondern auch das Vorrecht, bei Passieren der Landesherrschaft zu paradieren.

Als nun im Jahre 1706 der König Friedrich I. nach Oderberg kam, hat die Schützengilde ihre Parade so trefflich bestanden, dass ihr verschiedene Gnadenbeweise zu teil wurden.

König Friedrich Wilhelm I. hob jedoch kurz nach seinem Regierungs­antritt alle Schützenkompagnien in der Monarchie auf, und die Prämien­zuschüsse wurden gestrichen. Nicht genug damit, auch das Vermögen der Schützengilde wurde eingezogen. Der Verkaufspreis der Liegen­schaften in Oderberg betrug 163 Thaler, die der Hospital- und Armen­kasse der Stadt zufielen, und von dieser hypothekarisch auf das Predigerwittwenhaus hierselbst angelegt wurden.

Die Schützengilde fristete weiterhin als privater Vergnügungsverein ihr Dasein, bis ihr in Friedrich Wilhelm IV. ein neuer Gönner entstand, der durch eine Schenkung ein altes Vergehen sühnte.

Die Geschichte der Schützengilde ist mit der Stadt eng verbunden, sie zeigt viele Züge an Grösse, die wohl der Vergessenheit entrissen zu werden verdienen.

11. Bericht des zweiten Schr'iftwarts.

A. Mitglieder-Statistik.

Das vergangene Geschäftsjahr eröffneten wir mit einem Mitglieder­bestand von 258. Unter ihnen hielt der Tod dieses Mal eine reiche