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6. (4. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
Skulpturen in der Nähe des Neuen Palais bei Potsdam, und gestattete nur, dass zwei Gipsabzüge davon genommen wurden, der eine für die Sammlung der Werke Professor Rauchs, der andere für den hochseligen Grossherzog Georg, und steht letzterer jetzt im Schlosse zu Hohen- zieritz, auf der Stelle, wo die Königin am 19. Juli 1810 ihren Geist aushauchte. Nach diesem Abzug liess der jetzt regierende Grossherzog Friedrich Wilhelm das Kunstwerk von Professor Wolff, der bald nach der Vollendung verstarb, um das Jahr 1891 anfertigen und dies Mausoleum zu Ehren und zum Andenken an die unvergessliche Schwester Höchstseines Vaters, des Grossherzogs Georg, unter Leitung des Ilof- marsclialls Grafen Schwerin-Göhren von dem Baurat Müschen erbauen. Die Grundumfassung ist aus schwedischem Granit, die äussere Bekleidung des Gebäudes, sowie die vier Säulen vor demselben sind aus schlesischem Sandstein, das Innere ist mit italienischem Marmor (Giallo di Siena) bekleidet, und der Fussboden besteht aus schwarzen und weissen Marmorplatten.“
Der Rundgang durch den Park führte uns allmählich um die Stadt auf den Marktplatz zurück, auf dem sich das Bronze-Standbild des Grossherzogs Georg befindet. Hier steht auch die Stadtkirche, dessen Turm nach Zeichnungen Schinkels im Jahre 1831 aufgeführt worden ist. Die Strelitzer nennen ihn das Butterfass, wohl deshalb, weil sich über sein Dach hinaus ein kurzer Stiel erhebt, welcher die goldene Kugel und das Kreuz trägt. Der Turm selber ist viereckig und baut sich etagenförmig auf. Die Plattform des Turmes gewährt einen prachtvollen Überblick über die Landschaft. Nach Norden breitet sich fast ununterbrochen ein dichter Wald aus, durch welchen sich schnurgerade die Chaussee nach Neu-Brandenburg hinzieht. Hinter dem Walde sieht man das Dach und den Turm der Kirche von Ilohen- Zieritz emporragen. Nach Süden herrscht Ackerland und Seen voi*.
Mittlerweile war die Zeit des Mittagessens herangekommen. Dasselbe wurde in dem grossen Saal der Pension Stiibinger eingenommen. Während des Mittagessens, das sehr heiter verlief, wurden mehrere Reden gehalten. Den ersten Toast brachte der I. Vorsitzende, Herr Geheimrat Friedei, auf Se. Majestät den Kaiser und den ältesten Bundesfürsten Se. Königliche Hoheit den Grossherzog aus. Hierauf sprach Herr v. Buchwald, welcher in fesselnder Weise die etymologische Bedeutung des Wortes Heimat benutzte, um auf das Gedeihen der Heimatkunde und der Brandenburgs zu toasten. Herr Direktor Müller feierte die Führer der heutigen Exkursion. Sein Toast war von einem warmen patriotischen Gefühl durchglüht, er gedachte der hohen Dulderin auf Preussens Thron, die uns den grossen Kaiser geschenkt hat. Hierauf ergriff Herr Gymnasialdirektor Betz st ein das Wort und feierte in der Sprache Fritz Reuters die Berliner Damen, deren Unter-