Heft 
(1902) 10
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7. (5. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

werke hindurchgeht und als Repräsentationsraum gedacht ist, enthält den prunkvollen, vergoldeten Krönungswagen König Friedrichs I., der seitdem beim Einzuge sämtlicher Könige und Königinnen Preussens Verwendung gefunden hat, ausserdem verschiedene Hochzeitswagen und die Galakutschen, welche bei feierlichen Gelegenheiten zur Beförderung fürstlicher Gäste und fremder Gesandten benutzt werden. Die Halle ist im Barockstil gehalten und ganz weiss ausgestattet, den einzigen goldenen Schmuck bildet eine in der Mitte aus einer Blumenguirlande herabhängende elektrische Krone. In der Höhe der Halle verbindet eine umlaufende Gallerie die im oberen Stockwerk liegenden Kammern für die Prachtgeschirre. In eichenen Glasschränken sind hier die kostbarsten Geschirre untergebracht, so eins von rotem Leder mit reichen goldenen Beschlägen für die acht Pferde des Krönungswagens im Werte von 80 000 Mk., das sogenanntegrosse Adlergeschirr von schwarzem Leder, mit kostbaren silbernen Beschlägen und fliegenden Adlern als Kopfschmuck für die Pferde, und ein ähnliches Adler­geschirr, welches Kaiser Wilhelm I. dem jetzigen Kaiser für den feier­lichen Einzug anlässlich seiner Vermählung geschenkt hat. In anderen Schränken sind die von fremden Fürstlichkeiten geschenkten Pferdegeschirre, Sättel und Satteldecken aufgestellt, so ein silberplattiertes Geschirr vom russischen Zaren, reichgestickte Sättel vom türkischen Sultan und verschiedene Decken und Sättel vom Sultan von Marokko. Der Wert der hier aufgestellten Kunstwerke geht in die Millionen.

Die für die Prunkwagen und die kaiserlichen Kutschen bestimmte Halle zieht sich durch den Vorderbau und die ganze Flucht des an der Spree liegenden Flügels dahin. Die für den persönlichen Gebrauch des Kaisers bestimmten Wagen sind durch die Farben rotbraun und schwarz, die der Kaiserin durch blau und Silber gekennzeichnet. Am Ende des Spreeflügels sind in einem Saale die historischen Gefährte auf­gestellt. Hier findet man den plumpen Schlitten, auf dem der Grosse Kurfürst die Fahrt über das Kurische Haff machte, die gelbe Stadtkutsche, die Friedrich Wilhelm I. benutzte, den Staatswagen Friedrichs des Grossen mit reicher Vergoldung und die etwas unbeholfene Reisechaise des Prinzen Wilhelm von Preussen, des späteren Kaisers Wilhelm I. In einer Ecke steht der bekannte Schimmel von Mollwitz mit demCampagnesattel Friedrichs des Grossen und ihm gegenüberSadowa, das Leibpferd Kaiser Wilhelms des Grossen. Den übrigen Raum nehmen phantastisch gestaltete Schlitten aus der Zeit König Friedrichs I. und Jagdschlitten Friedrich Wilhelms I., der Rollstuhl dieses Königs und ein Gartenwagen der Königin Luise ein. Auch ein Kinderschlitten aus der kurfürstlichen Zeit steht in einer Ecke. Vor diesem Saal sind zwei Kutschen aus denkwürdiger Zeit aufgestellt, die Feldkutsche, welche Kaiser