7. (5. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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Wilhelm I. in den Feldzügen 1866 und 1870 benutzt hat, und der Wagen, in dem er bei den Attentaten von Hödel und Nobiling sass. Im Polster dieser Kutsche sind noch die Kugelspuren dieser verabscheuungswürdigen Attentate zu sehen.
Der langgestreckte Seitenflügel an der Spree ist in seiner Fassade ähnlich wie der Frontbau am Schlossplatz gegliedert. Der von Säulen getragene Mittelbau wird von einem Giebelfeld überragt, auf welchem Neptun dargestellt ist, wie er, den Dreizack schwingend, die Wogenrosse durch die Meeresfluten lenkt. Zu beiden Seiten des Giebels steht eine Kolossalgruppe von Pferdebändigern. Die Giebelfelder der Eckvorbauten enthalten Reliefbilder, auf denen man das von Fahnen und Waffen umgebene preussisclie Wappen sieht, während die Ecken von Pferdebändigergruppen gekrönt sind. Der Zwischenbau an der Seite der grossen Auffahrtshalle enthält grosse Remisen für die Gepäck- und Wirtschaftswagen und in den oberen Stockwerken Beamtenwohnungen. Eine grosse Durchfahrt führt in einen zweiten Hof, der einen Reitplatz enthält und von dem eine lange Rampe in die oberen Stallungen und in die Reitbahn führt.
Nach der Breitenstrasse zu ist das alte Gebäude, welches der Grosse Kurfürst errichten liess, erhalten geblieben. In diesem Hause, das mit dem Reliefportrait des Erhauers und mit einer grossen Pferdegruppe im Giebel geschmückt ist, befinden sich die Wohnräume des Oberstallmeisters Grafen Wedel und Beamtenwohnungen. Dieses Gebäude wurde von dem ehemaligen Schiffsbaumeister Matthias Smids nach einem Brande 1665 errichtet und mit dem danebenstehenden Ribbeckschen Hause vereinigt. Dieses ist als das älteste Privathaus Berlins zu betrachten. Es wurde 1624 von Hans George von Ribbeck, der 1646 Kommandant von Spandau war, erbaut und zeigt über dem reich ornamentierten Renaissanceportal die Wappen des Erbauers und seiner Gemahlin Eva Katharina, geborene Brändin von Lindow, und auf die Erbauer bezügliche Inschriften. Die breite, im Renaissancestil gehaltene Front ist mit hochragenden Giebeln geschmückt und zeigt zwei Reihen Fenster, die durch einen kräftig ausgebildeten Fries getrennt sind. Dies Haus, wie ein daneben befindliches, neu in Sandstein erbautes Prachtgebäude enthalten Beamtenwohnungen und Bureauräume. In dem Ribbeckschen Hause tagte bis 1736 das Ober- Appellationsgericht und später bis 1818 die gefürchtete Ober-Rechnungskammer.
Die beiden erwähnten Gebäude sind die einzigen, welche von dem alten Marstall erhalten geblieben sind, die anderen wurden auf Befehl des Kaisers niedergerissen. Von den anfangs erwähnten Häusern an der südlichen Seite des Schlossplatzes nach der Kurfürstenbrücke zu hatte nur das Haus No. 11, ein mit vier Sandsteinsäulen geschmücktes