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7. (5. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
dreistöckiges Gebäude, eine besondere Bedeutung. Es wurde 1769 von Friedrich dein Grossen für den aus Nürnberg eingewanderten und zum Ilofkürscbner ernannten Meister Röseler, welcher bis dahin eine der zwischen der Langen Brücke und der Breitenstrasse stehenden Buden besessen hatte, in Stein neu erbaut. Während der Franzosenzeit ging das Haus von den Röselerschen Erben in anderen Besitz über. Die anderen Gebäude waren gewöhnliche Wohnhäuser ohne besonderen Schmuck, in einem derselben an der Ecke der Breitenstrasse befand sich die bekannte Nitzesche Weinhandlung. Hinter diesen Häusern erhob sich der von König Friedrich I. erbaute Teil des königlichen Marstalls, der nur nach der Wasserseite hin sichtbar war, im übrigen von den Häusern verdeckt wurde. Auf dem Ilaasschen „Prospekt der Langen Brücke“ ist dieser Teil des Marstalls in seiner früheren Beschaffenheit dargestellt, von Bäumen beschattet und von einem Gitter umgeben; die Vorderseite am Schlossplätze nehmen Buden ein, von denen sich ein hölzerner Zaun zur Brücke hinzieht. An der Stelle dieses Marstallgebäudes erhob sich vorher das Palais des Grafen Schlick von Bassano, den Kurfürst Joachim Friedrich, nachdem er ihn in Dresden kennen gelernt hatte, 1584 in seine Dienste nahm und später mit der Baustelle, an der Ecke des Schlossplatzes beschenkte. Der Graf erbaute sich hier 1604 einen Prachtbau, der zur Zeit König Friedrichs 1. niedergerissen wurde und von dem zwei weibliche Portalträger und ein Schlussstein in den Neubau des alten Marstalls ein- ^
1 gefügt wurden. Diese Überreste des Schlickschen Palais wurden beim Abbruch wieder aufgifanden und sind nebst anderen Werkstücken des; alten Marstalls dem Märkischen Provinzial-Museum überwiesen worden. Eine Zeit lang hat der Saal über der Reitbahn in dem vom Grossen Kurfürsten erbauten Marstall zu gottesdienstlichen Verrichtungen gedient, da die französischen Hugenotten von 1672 bis 1682 hier ihre Gottesdienste abhielten. Nachmals zur Zeit König Friedrichs I. wurde derselbe Saal zu Theatervorstellungen benutzt und namentlich zu Ilof- festlichkeiten wurden hier Aufführungen veranstaltet: so zur Feier der Vermählung des Erbprinzen Friedrich Karl von Hessen-Kassel mit Luise Dorothea von Brandenburg am 1. Juni 1700 ein italienisches Singspiel „La festa del hymeneo“, bei dem die königlichen Prinzen und zahlreiche Hofkavaliere und Hofdamen mitwirkten, ferner aus Anlass der Vermählung des Kronprinzen im Dezember 1706 ein Singspiel „Der Sieg der Schönheit über die Helden“ u. s. w. Die alten Gebäude des Mar- stalls in der Breitenstrasse haben somit ihre eigenartige Geschichte, und es ist sehr erfreulich, dass sie erhalten geblieben sind.
Nach der Besichtigung vereinigten sich die Mitglieder noch kurze Zeit im Restaurant „Zur Schleuse“ neben der alten Stadtvogtei.