Fischerei der Provini Brandenburg.
In den vierziger und fünfziger Jahren waren die grossen Maränen des Madui-Sees in Pommern (Coregonus) nahe der brandenburgischen Grenze in Berlin so verbreitet, dass Verkäuferinnen in den Strassen der Hauptstadt umherzogen und den Fisch mit einem eigentümlichen „cri de Berlin“*) ausriefen „kauft Madüi-Marän! Marän! Auch die kleinen Maränen, die plötzlich in Menge nach grossen Fischzügen in den Tiefseen der Mark auf dem Berliner Markt erschienen (Coregonus albula), wurden derartig ausgerufen. Der verstorbene Pächter des Berliner Ratskellers, Frieske, hatte einen Anteil an dem Fischereiertrag des Maduisees und pflegte im Frühjahr der siebziger Jahre die herrlichen grossen Madui-Maränen auf der Speisekarte zu haben. Seitdem scheint dieser Fisch wieder aus Berlin verschollen zu sein, wenigstens habe ich ihn nicht wieder antreffen können. Aus dem Pulssee und anderen Tiefseen der Neumark kommt ab und zu die von Professor Dr. Peters zuerst festgestellte Pracht-Maräne (Coregonus generosus Peters*) auf den Berliner Fischmarkt. Während die in diesem Winter in Berlin häufige kleine Maräne so zart wie ein frischer Hering oder eine Bachforelle ist, steht die Pracht-Maräne dem Geschmack nach in der Mitte zwischen der kleinen Maräne (C. albula) und der Edel-Maräne des Madui. In diesem Winter erscheinen in der Central- Markthalle auch russische Maränen zum Verkauf. Die tiefsten Seen der Grafschaft Ruppin liefern im übrigen oftmals die kleine Maräne nach Berlin.
Berlin, den 6. März 1900. E. Friedei.
17. Welsfang. Aus dem Landkreise Landsberg a. W., 28. August 1896. (Nm. Ztg.) Ein Fischfang von grösster Seltenheit wurde in der Nacht vom Sonntag zum Montag von dem Fischer Hartwig aus Fichtwerder in der Warthe gemacht; er fing einen Wels im Gewicht von 100 Pfuud. Der Wels hat eine Länge von 2 Meter. Der von oben nach unten zusammengedrückte Kopf ist 7* Meter breit. Der Fischfang auf der Warthe steht jetzt in vollster Blüte. Fast täglich fangen die Fischer hier vier bis sechs Lachse im Gewichte bis zu 40 Pfund.
18. Fischsterben in der Spree. Wie bereits gemeldet, wird seit Sonnabend Abend ein gewaltiges Fischsterben in der Spree beobachtet. Zum Glück sind es, wie uns geschrieben wird, meist nur wertlose Weissfische, Güster, Ucklei, Plötzen und Rotaugen. Das Fischsterben tritt fast regelmässig nach heftigen Gewittern, sobald diese von gewaltsam herabstürzenden Wassermassen begleitet sind, auf. Man ist vielfach geneigt, Wasser-Blitzschlägen die Schuld beizumessen, wohl ohne rechten Grund, da dergleichen Blitzschläge erst noch nachzuweisen bleiben und doch nur in einem verhältnismässig kleinen Umkreis wirken könnten. Ebenso kann die ebenfalls als Mitschuldige angerufene gewitterschwüle, sciroccoartige Luft keine genügende Erklärung bieten. Letztere dürfte vielmehr fast ausschliesslich in der plötzlichen, gewaltsamen und durch fast den ganzen
*) Vgl. Les Cris de Berlin, Berliner Strassenausrufe Brandenburgia V. 1896/97, 8. 273.
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