Strausberg im siebenjährigen Kriege.
209
„Hochgebohrener Herr Graff. Gnädiger Herr! Ew. Hochgebohren gebe mir die Ehre, hiedurch gehorsamst zu melden, wie ich gestern Abend durch eine Estaffette von den Herrn Landrath von Rohr bin benachrichtiget worden, dass der Türckische Abgesandte schon den Dienstag als den 1. Novbr. hier eintreffen und den 2. von hier nach Weissensee abgehen wird. Da mich nun die wegen Bewirthung dieses Abgesandten erhaltene 2 Ordres in grosser Verlegenheit setzen, besonders wegen 15 fette Hühner, welche unter andern mit vorgeschrieben sind, so unterstehe mich, Ew. Hochgeb. hiedurch unterthänigst zu bitten, die Gnade zu haben, dem Magistrat damit auszuhelffen, weil wir nicht im Stande sind, uns sonst in dieser Sache zu helffen. Die Bezahlung wird Magistratus mit unterthänigem Dank übernehmen. Ich aber bin mit aller Submission Ew. Hochgeb. unterthäniger Diener.“
Als Randbemerkung kam des Landrats Antwort:
„Dem Herrn Direktor gebe in bereitester Antworth, dass die Herren auf morgen von Ms. Nicodt sich 15 Stück junge Hühner können abhohlen lassen, sie sitzen seit 14 Tagen und werden vermuthlich guth seyn; wenn sonst noch was fehlen solte, wo ich behülflich seyn, so diene ich recht gern, wenn ich nur weiss, was fehlet.“
Zugleich meldet er seine Frau und Tochter zum Besuch an, damit sich dieselben den Einzug des Gesandten ordentlich ansehen können.
Am 31. Oktober weitere Bitte des Direktors um Gartengewächs, besonders aber Blumenkohl und Salat, wie auch einige Pfund frische Butter und ein paar Ziegenkäse. „Für die gnädige Frau habe ich eine bequeme Stube zum Aussehen und werde es mir nebst meiner Frau zur vorzüglichen Gnade rechnen, Ew. Hochgeb. nebst der Hoch- gräfflichen Familie eine geringe Suppe in meinem Hause vorsetzen zu dürffen . . . .“
Der Magistrat aber hatte folgende offizielle Dispotion wegen der Ankunft des Gesandten getroffen:
„ 1. Sogleich nach Empfang der Königl. Ordre wurde der Materialist Krause, so das bequemste Haus in der Stadt hat, zu Rathause gefordert und ihm bekannt gemacht, sofort die nöthigen Anstalten zur bequemen Logirung des Gesandten in seinem Hause vorzukehren. Und da
2. derselbe sich anheischig macht, die nach der Specification erforderliche Sachen, ausser Fleisch, Brod, Holtz, Kohlen und Kiehn zu besorgen, so wurde ihm auch eine expresse Fuhre nach Berlin auf sein Verlangen accordiret, um die fehlende Sachen zu hohlen.
3. wurde der Schlächter Bülow gefordert, und befraget, ob er das verlangte Fleisch anzuscliaffen im Stande wäre, oder die andern Schlächter darunter assistiren solten, welches der Bülow alleine zu liefern angelobet.