9. (7. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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9. (7. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
Sonnabend, den 7. September 1901, Wanderfahrt nach Spandau.
Der Herbstausflug galt diesmal unserer westlichen Nachbarstadt, welche durch so viele Beziehungen mit der Landeshauptstadt verknüpft ist. Diese alte merkwürdige Stadt, historisch früher genannt als Berlin, ist reich an geschichtlichen Erinnerungen, und ihr gegenwärtiger Zustand ist gleichfalls höchst beachtenswert. Ist sie doch das letzte Aussen- werk der Reichshauptstadt bei einer feindlichen Bedrängnis.
Teils mit der Lehrter Bahn, teils mit der Stadtbahn waren die Teilnehmer kurz nach 2 Uhr auf dem Bahnhof eingetroffen. Am Eingang zum Bahnhofsgarten wurde die Brandenburgs vom Herrn Oberbürgermeister Koeltze und unserem verehrten Mitgliede, Herrn Neupert, auf das Liebenswürdigste in Empfang genommen. In einer Halle waren schon die Tische hergerichtet, an denen die Gesellschaft sofort Platz nahm und unter Austausch der Ferienerlebnisse den Kaffee einnahm. Um 2 Uhr 45 Min. wurde aufgebrochen.
Beim ersten Schritt in die Stadt drängt sich schon ihre gegenwärtige Bedeutung auf. Gegenüber vom Bahnhof erblickt man die grossen Gebäude der Artilleriewerkstatt, und die hohen Schornsteine der Geschützgiesserei. Durch enge Strassen führt der Weg dann weiter über den Stresow-Platz zur Charlottenbrücke. Von ihm aus erblickt man nach rechts die Vereinigung von Spree und Havel und nach links die grosse Eisenbahnbrücke über die Havel. Gleich hinter der Brücke, vor dem Eingang in die eigentliche Stadt steht das Bronzedenkmal Kaiser Friedrichs von A. Mantlie. Es stellt den Kaiser dar in der Uniform der Kürassiere mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens. An den Seiten des Sockels befinden sich drei Reliefs, welche Episoden aus dem Leben des Kaisers darstellen, die verknüpft sind mit der Stadt Spandau. Auf dem einen sieht man den Kaiser, von der Jagd aus der Spandauer Forst zurückgekehrt, aus der Hand der Kaiserin Friedrich den Labetrunk entgegennehmen. Das zweite zeigt den Kaiser und den Prinzen Heinrich thätig bei einem Waldbrande in der städtischen Forst. Auf dem dritten endlich erblickt man den kranken Kaiser am Fenster der Alexandra, wie er die Spandauer Bürger griisst, die sich am Ufer aufgestellt hatten, als das Schiff auf dem Wege vom Charlottenburger Schloss nach dem Neuen Palais hier vorüber kam. Auch die Figuren der Bürger am Ufer sind Porträts,