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9. (7. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
Söhnen und rechts die Gräfin mit den Töchtern. Über dem Mittelbilde befindet sich noch das Jüngste Gericht und darüber die Stiftshütte mit dem Aronsstab. Vor dem Altar steht ein schweres Taufbecken in Bronzeguss aus dem Jahre 1398. An seiner Aussenseite läuft eine Reihe von Figuren entlang, deren Bedeutung nicht zu erklären ist, da sie zu klein und zu undeutlich sind. Unter dem Taufbecken liegt der Grabstein und darunter die Gruft des Grafen Adam v. Schwarzenberg, des kühnen und selbstsicheren Mannes, der in drangvoller Zeit die Geschicke der Mark leitete und seine eigenen Interessen dabei noch besser zu wahren wusste. Schräg dem Adler gegenüber befinden sich die Reliefbilder zweier Brüder von Röbel und daneben das Porträtrelief Daniels v. d. Linde, Pfarrers und Inspektors zu Spandau. Unter dem Altar endlich ist die Gruft der Gräflich Lynarschen Familie. Es stehen hier die Särge des Grafen und seiner Gemahlin, sowie mehrerer Kinder.
Die wichtigste Handlung, welche in dieser Kirche vollzogen wurde, war sicherlich der Übertritt des Kurfürsten Joachims II. zur reinen Lehre, indem er am 1. November 1539 das Abendmahl in beiderlei Gestalt nahm. Man hat sich vergeblich gefragt, warum der Kurfürst diesen wichtigen Schritt still hier in Spandau in Gegenwart weniger Märkischen vom Adel gethan hat und nicht in seiner Residenzstadt Berlin unter feierlichem Gepränge. Der Kelch, welcher zu dieser heiligen Handlung diente, wird im Märkischen Museum aufbewahrt.
Zur Erinnerung an diese bedeutsame That steht vor dem Portal der Kirche das Standbild des Kurfürsten. Es wurde am 1. November 1889 enthüllt, also am 350. Gedenktage. Die Figur des Kurfürsten ist von Professor Encke modelliert und in Lauchhammer gegossen. Der Kurfürst, ohne Kopfbedeckung, in der bauschigen Tracht jener Zeit, hält in der rechten Hand das Kruzifix und stützt sich damit auf die Bibel, während die linke auf dem Schwerte ruht. An den Seiten des Sockels sind drei Reliefs angebracht, welche den Kurfürsten in wichtigen Situationen seines Lebens darstellen. Auf dem ersten sieht man die Kurfürstin Elisabeth, wie sie ihren ältesten Sohn, den Kurprinzen Joachim in der reinen Lehre unterweist, während ihr jüngerer Sohn Hans auf dem Boden sitzt und mit einem Balle spielt. Das zweite Bild zeigt die „Disputa“. An einem Tisch sitzen der Kurfürst, sein Bruder Hans, sein Vetter Georg von Ansbach, Luther und Melanchthon, während im Hintergründe Georg Buchholzer und Eustachius von Schlieben stehen. Auf dem dritten ist der Kurfürst dargestellt, wie er knieend vor dem Altar aus dem Kelch trinkt, den ihm der Geistliche darreicht.
Nachdem wir das Denkmal in Augenschein genommen, wobei Herr Oberpfarrer Recke die Bilder erklärt hatte, wanderten wir durch