Heft 
(1902) 10
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B. Seiffert:

Dertigeler suchte auf der Feldmark nach passendertigelerde 1487 brachte der Rat die lehmreichen Hufen des wüsten Kenstorf käuflich an sich; hatte er genugvor einen awen gesteckt, so wurden durch die Stadtknechte oder durch Knaben entweder gewisse Bürgervorheischt und ihnen angezeigt, thosamen die tigelerde tofuren, oder man nahmals dageloner die pawern van klosterdorp dazu an; ausser dem Fuhrlohn musste ihnen auch stets1 vas hier, kawent verabfolgt werden. War dann dielernen erde genügendgewaschen, wozu das Wasser vom See angefahren wurde, so gings ans Streichen der Ziegelsteine. Die dazu erforderlichen Werkzeuge machte sich der Ziegler selbst, nur lieferte ihm der Rat, was er an Eisen, Leder u. s. w. dazu brauchte; es werden genannt:Streichhölzer, leder tor tigelferme, eine stele domit man denn ziegell streicht, Iser und stall to einer liowe u. s. w., ein besonderes Behältnis, dielade tom tiegel oder die tygellade, diente zur Aufbewahrung des Handwerkszeuges. Geformt wurden:mur- und dacksteine,haler oder halensteine (Hohlziegel), flur- oder "senckstehene, sowie Kacheln, die aber derpotter Schowe im tigelawen tomaken hatte, weil dies eben schon Töpferarbeit war. Die Steine, gehörig imSchunenflur getrocknet, wurden dann im Ofengesath, ebenso der Kalk, und nach dem Brennen wieder aus­gekarrt. Vor jedem neuen Brand musste natürlich der Ofen wieder instandgesetzt werden:dat tigelgrutz, der unflaet, dat muH 'aus Ofen und Scheunegerhumt und ausgefuhrhet, allerley flickwerck vom tigeler verrichtet, oder wo das nicht ausreichte vompotter und muermeister gebetert.Jürgen und Ilinrick, die beiden Stadtknechte halfen hierbei beständig, natürlich gegen besondere Vergnügungup ihre erbeith uff dem tigelhafle.

Die Thätigkeit des Ziegelmeisters begann etwa im März und dauerte bis in den November hinein,um letare der irste awen, der latzte up martini; die Anzahl der im Jahre gefertigten Brände variiert, je nach dem Bedürfnis und den Bestellungen, von 2 bis zu 5 Öfen. Für jeden Ofen erhielt der Meister 2 Schock gr. (immer ratenweise, alle 8 oder 14 Tageup sin lohn) und eine halbe Tonne Bier; das Erdestecken wurde aber extra bezahl^ mit 10 gr. pro Ofen und 4 schepel rogge, die ehm ein radt gelobt up deth erdestecken, wie man ierlichen gegewen hat; aus einem späteren Aktenstück ist auch zu ersehen, dass ihmdas Zählgeld für das Abzählen der Steine beim Verkauf zukam (heisst noch heutTellegeld).

Das Brennen der Kalksteine hat wahrscheinlich abwechselnd mit dem Ziegelbrennen stattgefunden, weil dazu weniger Vorbereitungen nötig waren. Der Kalk wurde aus dem Rüdersdorfer Bergwerk (kalchkute, kalichberg) gekauft; der Landprahm (prombt, brandt,