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B. Seiffert:
Der „tigeler“ suchte auf der Feldmark nach passender „tigelerde — 1487 brachte der Rat die lehmreichen Hufen des wüsten Kenstorf käuflich an sich —; hatte er genug „vor einen awen gesteckt“, so wurden durch die Stadtknechte oder durch Knaben entweder gewisse Bürger „vorheischt und ihnen angezeigt, thosamen die tigelerde tofuren,“ oder man nahm „als dageloner die pawern van klosterdorp“ dazu an; ausser dem Fuhrlohn musste ihnen auch stets „1 vas hier, kawent“ verabfolgt werden. War dann die „lernen erde“ genügend „gewaschen“, wozu das Wasser vom See angefahren wurde, so gings ans Streichen der Ziegelsteine. Die dazu erforderlichen Werkzeuge machte sich der Ziegler selbst, nur lieferte ihm der Rat, was er an Eisen, Leder u. s. w. dazu brauchte; es werden genannt: „Streichhölzer, leder tor tigelferme, eine stele domit man denn ziegell streicht, Iser und stall to einer liowe“ u. s. w., ein besonderes Behältnis, die „lade tom tiegel“ oder „die tygellade“, diente zur Aufbewahrung des Handwerkszeuges. Geformt wurden: „mur- und dacksteine,“ „haler oder halensteine (Hohlziegel)“, „flur- oder "senckstehene“, sowie Kacheln, die aber der „potter Schowe im tigelawen tomaken“ hatte, weil dies eben schon Töpferarbeit war. Die Steine, gehörig im „Schunenflur“ getrocknet, wurden dann im Ofen „gesath“, ebenso der Kalk, und nach dem Brennen wieder ausgekarrt. Vor jedem neuen Brand musste natürlich der Ofen wieder instandgesetzt werden: „dat tigelgrutz, der unflaet, dat muH“ 'aus Ofen und Scheune „gerhumt und ausgefuhrhet“, allerley flickwerck vom tigeler“ verrichtet, oder wo das nicht ausreichte vom „potter und muermeister gebetert.“ „Jürgen und Ilinrick,“ die beiden Stadtknechte halfen hierbei beständig, natürlich gegen besondere Vergnügung „up ihre erbeith uff dem tigelhafle.“
Die Thätigkeit des Ziegelmeisters begann etwa im März und dauerte bis in den November hinein, „um letare der irste awen, der latzte up martini;“ die Anzahl der im Jahre gefertigten Brände variiert, je nach dem Bedürfnis und den Bestellungen, von 2 bis zu 5 Öfen. Für jeden Ofen erhielt der Meister 2 Schock gr. (immer ratenweise, alle 8 oder 14 Tage „up sin lohn“) und eine halbe Tonne Bier; das „Erdestecken“ wurde aber extra bezahl^ mit 10 gr. pro Ofen und „4 schepel rogge, die ehm ein radt gelobt up deth erdestecken, wie man ierlichen gegewen hat;“ aus einem späteren Aktenstück ist auch zu ersehen, dass ihm „das Zählgeld“ für das Abzählen der Steine beim Verkauf zukam (heisst noch heut „Tellegeld“).
Das Brennen der Kalksteine hat wahrscheinlich abwechselnd mit dem Ziegelbrennen stattgefunden, weil dazu weniger Vorbereitungen nötig waren. Der Kalk wurde aus dem Rüdersdorfer Bergwerk („kalchkute, kalichberg“) gekauft; der Landprahm (prombt, brandt,