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B. Seiffert:
in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch den Sturm und die Plünderung seitens der Pommernherzöge 1402, durch die völlige Verwüstung seitens der Hussiten 1452 hereingebrochen sind, wird unmittelbar nach diesem letzten Ereignis eine erhöhte Bauthätigkeit eingetreten sein, und höchst wahrscheinlich datiert also seit dem Zeitpunkt der Betrieb desjenigen Ofens, der nach dem alten Kalkregister 1469 nachweislich Kalk zum Verkauf an Fremde brannte.
Ein Abkommen irgend welcher Art muss allerdings zwischen den Cisterziensern und dem Rate getroffen worden sein, bis zu welcher Menge der Kalk bezogen werden durfte; das konnte aber jenen eigentlich gleichgiltig sein, denn sie bekamen ihn ja bezahlt; ebenso dass der gebrannte Kalk verkauft werden konnte, und dies gewiss aus keinem andern Grunde, als weil die Mönche selbst keinen Ofen hatten und der Strausberger Ofen der einzige in weiter Umgebung war.
Als dann nach Einführung der Reformation in die Mark die meisten Klostergüter in den Besitz des Landesherrn übergingen, also auch Rüdersdorf, der Kalkberg u. s. w., verfügte Joachim II. nach dem Grundsätze, alle auf diese Güter bezüglichen Einrichtungen möglichst beim Alten zu lassen und nur ganz allmählich, nur wo es dringend nötig würde, Abänderungen zu treffen, dass auch der bisherige Geschäftsgang des Rüdersdorfer Kalkbruches ruhig weiter bestehen bleibe, er bestimmte jedoch, dass der „Hauptmann vber das eigenthumfb“ oder der „varweser“ seinen Wohnsitz in Strausberg nehmen sollte, und zum Amtsbureau wurde ein eigenes Haus eingerichtet, „die Schreiberey“. Der Grund für diese Anordnung mag wohl gewesen sein, weil hier in Strausberg sich eher eine Amtswohnung für den Hauptmann fand und auch die gleichzeitig ihm unterstehende Beaufsichtigung des ebenfalls kurfürstlich gewordenen Vorwerks - Closterdorf, auf welchem wahrscheinlich schon damals eine gx-össere Schäferei gehalten wurde, von Strausberg aus bequemer war als von Rüdersdorf; denn umgekehrt zeigte sich in späterer Zeit die Verwaltung des Vorwerks Closterdoi-f von Rüdersdorf aus mit mancherlei Umständen und Verdriesslichkeiten verbunden.
Die während der nächsten Jaln-zehnte in den Stadtbüchern erwähnten Verweser waren bis 1578: 1. „der olde kutel, der olde vor- weser“, mit dem 1542 im Hause des Hei’rn Merten Zimmermann (des Stadtschreibers) abgerechnet wurde. 2. Hans Badendick, etwa bis 1545. 3. Nickel Spiegel, ein schlesischer Adliger, welcher 1552 das Dominikanerkloster käuflich erw-arb. 4. Von 1562 an Volckmar von Germershausen.*
Gerade unter diesen Verwesern nahm, wie das aus der vorstehenden Tabelle ersichtlich ist, das Kalkgeschäft Strausbergs einen bemerkens- werten oder vielmehr auffallenden Aufschwung. Verteilt man die An-
*) Aus Beckmanns Nachlass im Geh. Staatsarchiv zu Berlin wird ersichtlich, dass derselbe 1572 starb; sein Grabdenkmal war um 1800 noch in der Kirche vorhanden.