Im Blumenthal.
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Im Blumenthal.
Bericht über die Wanderfahrten
der Pflegschaft des Märkischen Museums am 17. September 1899 und am 23. September 1900.
Von Dr. Gustav Albrecht.
Der Blumcnthal, jenes ausgedehnte Waldrevier zwischen Straussberg und Freienwalde, das alljiihrlich das Ziel vieler Ausflügler bildet, enthält ausser seinen zahlreichen Naturschönheiten soviel des Wunderbaren und Rätselhaften, dass man bei jeder Streife durch sein prächtiges Waldgebiet neue Entdeckungen macht. Auch die Pflegschaft des Märkischen Museums hat bei ihren Excursionen, die sie in den letzten Jahren unter Leitung des Herrn Geheimrat Friedei nach dem Blumenthal unternommen hat, verschiedene bisher weniger bekannte Punkte aufgesucht und bei ihren Untersuchungen sehr viel neues und interessantes Material zur Geschichte und Topographie jener Landschaft aufgefunden.
Eine dieser Wanderfahrten, an welcher ausser den Herren E. Friedei, F. Backschat, G. Lackowitz, H. Maurer, R. Mielke und W. Pütz auch der Schreiber dieser Zeilen teilnahm, fand am 17. September 1899 statt. Um unsere Kenntnis der betreffenden Gegend möglichst zu erweitern, benutzten wir die vor etwa einem Jahre eröffnete Bahn, die von Lichtenberg über Werneuchen nach Wriezen führt, und fuhren bis zur Station Sternebeck. Zu den Genüssen des menschlichen Lebens gehörte diese Bahnfahrt, die rund 27 S Stunde dauerte, indes nicht. Die Bahn*) dient ausser dem verhältnismässig geringen Personenverkehr hauptsächlich dem Güterverkehr, und so geniessen denn die Fahrgäste das etwas zweifelhafte Vergnügen sämtliche Rangierbewegungen, welche der Zug macht, um die Güterwagen abzustossen, nach vorwärts und rückwärts mitzumaehen. In Ahrendsfelde
*) über die neue Bahn wird übrigens von den Bewohnern mehrerer an der Bahnstrecke, bezw. in ihrer Nähe liegenden Ortschaften lebhafte Klage geführt, da sich seit Eröffnung der Bahn der Postverkehr erheblich verschlechtert hat. Früher ging, um ein Beispiel anzuführen, eine Postsendung von dem Orte Beiersdorf unweit Werneuchen nach dem benachbarten Wilmersdorf (7 km) auf direkter Chaussee zur Post in Börnicke und konnte in wenigen Stunden bestellt sein. Jetzt muss der Brief erst eine vollständige Rundreise machen: er geht mit Landpost nach Werneuchen (9 km), dann mit der Bahn nach Eriedrichsberg-Lichtenberg (24 km), dann über die Berliner Stadtbahn nach Bernau an der Stettiner Bahn (ca. 32 km) und von dort endlich nach Börnicke (3 km), wo ihn der Landbriefträger in Empfang nimmt. Die Sendung muss also gut neun Meilen zurücklegen, um den eine Meile entfernten Bestimmungsort zu erreichen I Da auch die Anschlüsse oft nicht passen, ist es zur Regel geworden, dass die Sendungen zwei Tage unterwegs sind, und die Beschwerden der Einwohner hören daher nicht auf. Sie verlangen wieder die alte Verbindung, da die neue sie nicht vorwärts, sondern gründlich rückwärts gebracht hat.