Heft 
(1902) 10
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Kleine Mitteilungen.

Böten und Volksheilkunst in Lietzow bei Nauen, Kreis West- Havelland.

a) In Lietzow lebte bis vor etwa 25 Jahren ein alter Kuhhirt und Schlächter Giese, der allerlei besprechen konnte: Tierkrankheiten, Fieber, Blutungen und Warzen. Mir selber hat er einmal eine Warze besprochen. Er begegnete mir auf dem Kirchhole und ich sagte zu ihm:Giese, ick hebbene Wratte, brängen Sie se mi weg! Giese fuhr mit dem Finger leise darüber und sagte dann:Goah heim und wasche di! Der Betehl wurde unverzüglich ausgeführt, und die Warze war nach einigen Tagen thatsüehlich verschwunden.

b) Blutungen. Hatten wir Jungen uns einmal die Nase blutig gefallen (bzw. geschlagen) so suchten wir die Blutung folgendermassen zu stillen. Auf den Boden wurden kreuzweise 2 Strohhalme gelegt. Das Blut Hessen wir dann auf den Kreuzpunkt tropfen, und die Blutung hörte alsbald aut.

Bei Schnittwunden wandten wir Spinngewebe an, um die Wunde zu verstopfen.

Hundebisse wurden geheilt, indem man Haare des Hundes, der gebissen hatte, auf die Wunde legte.

c) Besprechungsformel.

1.Ilerspann schak (?) dich; der Athem der jagt dich! Im Namen

Gottes des Vaters, im Namen Gottes des Sohnes, im Namen Gottes des heiligen Geistes. dreimal.

2. Bjaud, sei wie Sand, fahr auswärts und heil inwärts. I. Namen Gottes des V., im Namen Gottes des Sohnes, im N. Gottes des heil. Geistes.

Lietzow, Westhavelland, um 1800. Otto Monke.

Für die Redaktion: Dr. Eduard Zache, Cüstriner Platz 9. Die Einsender haben den sachlichen Inhalt ihrer Mitteilungen zu vertreten.

Druck von P. Stankiewicz Buchdruckerei, Berlin, Bernburgerstrasse 14.