Heft 
(1902) 10
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11. (3. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

Gesellschaft zu Berlin vom 5. bis 21. August im Geschäftsgebäude des alten Hauses der Abgeordneten stattgefunden hat. Die Kaiserin Friedrich begleitete damals ihren Gemahl und zeigte das grösste Interesse. Das­selbe bekundete sie bei den Ausgrabungen, welche in derselben Zeit zu Ehren der genannten Gesellschaft mit kaiserlicher Erlaubnis in der Römerschanze bei Nedlitz unweit Potsdam, jenem uralten Ring- und Burgwall, stattfanden, der sich als eine wendische Feste teilweise auf germanischen Grundlagen charakterisirt. Ich konnte damals der Kaiserin einen Teil der Ausgiabungen und Fundstücke selbst erläutern.

Später habe ich wiederholt die Ehre gehabt, die Hohe Frau in den Räumen des Märkischen Provinzial-Museums zu führen. Sie be­kundete sachverständige Kenntnis und Vorliebe für die älteren kunst­gewerblichen Gegenstände, für die älteren Erzeugnisse des Haus­gewerbes, für Volkstrachten und andere Dinge unserer Provinz, welche mit der Heimatkunde, also mit unseren wissenschaftlichen Bestrebungen im engsten Zusammenhänge stehen.

Fm Sommer ist uns unser langjähriges Mitglied Waldemar Hartwig, ordentlicher Lehrer an der Sophien-Schule, durch den Tod entrissen worden. Hartwig hat sich als Naturwissenschaftler, nament­lich als Tierkundiger hervorgethan. Er ist der beste Kenner der Krustentiere der Provinz Brandenburg gewesen und hat grossartige Sammlungen in seiner Wohnung, Lottumstrasse 14, diesbezüglich an­gelegt, welche er dem Märkischen Museum einzuverleiben versprochen hatte. Seit Jahren kränkelnd, ist er unvermählt und einsam verstorben. Wir haben von seinem Tode nur verspätet und durch Zufall Kenntnis erhalten. Die Monatshefte der Brandenburgia legen von Hartwigs Wissen und von seiner uns zugeneigten Gesinnung Zeugnis ab.*)

Auf das Allerschmerzlichste hat uns der am 15. September d. J. erfolgte Tod unseres Ehrenmitgliedes K. Schulrat Professor Dr. phil. Carl Philipp Euler berührt, für mich um so ergreifender als ich in ihm einen meiner Lehrer und ältesten Freunde betrauere. Carl Euler gehört zu den Begründern der Brandenburgia; seit Anfang an im Vorstande thätig und unseren Bestrebungen, wo er irgend vermochte, helfend und fördernd zugethan. Die Mitglieder werden sich erinnern, wie er in meiner Vertretung noch am 20. Juni vorigen Jahres die Wanderfahrt nach Tegel leitete, obwohl er damals schon recht hinfällig war. (Brandenb. IX. 138.) Mit Vorträgen, die zumeist gleichzeitig Eiinnerungen seines reich bewegten Lebens enthielten, hat er uns

*) Brandenburgia. VIII. 221.Die im Winter 1898/99 auf unseren Süd­früchten beobachteten Schildläuse (Coccidae).Die lebenden Krebstiere der Mark Brandenburg Brandenburgia II. 136; III. 165; V. 370 und VII. 217. Ferner II. 187; 220; 222. - I. 131, 1*2.