11, (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
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wiederholt erfreut. Carl Euler ist am 8. Februar 1828 zu Kirchenbollen- bacli in der Rheinprovinz als Sohn eines Superintendenten geboren. Er war, nachdem er in Bonn und Berlin studiert und hier mit einer Dissertation über die homerischen Studien bei den Alten promoviert, von 1854 bis 18(50 Lehrer in Schulpforta. Er widmete sich nachmals ausschliesslich dem Turnfach, war zuerst an der Zentralturnanstalt tliätig und leitete seit 1877 die damals von derselben abgezweigte Turnlehrerbildungsanstalt. Am Wilhelms-Gymnasium war er Turnlehrer. Wissenschaftlich widmete er sich mit Hingebung der Geschichte unseres Turnwesens, wie dieses sich um Jahn gruppiert. Er galt als der beste Jahn-Kenner; auch Friesen war sein Lieblingsheld, wie aus Eulers Lebensbeschreibung dieses leider in Frankreich in den Kriegswirren umgebrachten jugendfrischen, reckenhaften Helden, hervorgeht. Die Trauerfeier fand Mittwoch, den 18. September, nachmittags 2 Uhr in der neuen St. Johannes-Evangelistkirche, Auguststrasse 90, wo er Patronats-Ältester war, statt. Seinem gemütlichen behaglichem Wesen entsprach es, dass er seit Jahrzehnten in dem Hause Oranienburger- strasse (50—-(53 wohnen konnte, ein seltenes Beispiel von Sesshaftigkeit in dem unruhigen Berliner Leben. Seine sterbliche Hülle ruht auf dem Kirchhof in der Barfusstras.se. Die Brandenburgs war in der imponierenden Trauerversammluug durch eine Deputation vei’treten.
Unser Mitglied Gutsbesitzer Schall, früher auf Neu-Roofen bei Menz, Kreis Ruppin, der leider am 27. Juni d. J. in Menz unweit Gransee verstorben, gehörte zu den Mitgliedern, welche, obwohl wegen weiter Entfernung an den Sitzungen teilzunehmen behindert, dennoch der Gesellschaft treu bleiben, indem sie die litterarischen Veröffentlichungen derselben als hinreichende Verbindung mit uns ansehen. Herr Schall hat in den mittelalterlichen Ruinen von Menz*) mit Erfolg Ausgrabungen veranstaltet und eine umfangreiche Sammlung von dort und anderen Teilen der Grafschaft Ruppin hinterlassen.
Am 15. August d. J., abends 11 Uhr, entschlief sanft in Bad Nauheim der Geheime Regierungsrat Professor Dr. phil. et jur. Karl Weinhold, erster Vorsitzender des hiesigen Vereins für Volkskunde. W. am 2(5. Oktober 1823 geboren — der Vater war Geistlicher — wurde er 1842 im April als stud. theol. in Breslau immatrikuliert. Er promovierte 1846 zu Halle und habilitierte sich daselbst 1847. In Breslau war er 1849 ausserordentlicher, 1850 in Krakau ordentlicher Professor. 1851 finden wir ihn als Prof. ord. in Graz. Berufungen nach Wien und Prag schlug er aus. Im Herbst 18(51 kam er nach Kiel, Ostern 187(5 nach Breslau. 1888 erhielt er den
*) Vgl. R. Bucbholz: „Der Wallberg bei Menz, Kreis Ruppin“, BrandenburgiaVIll. S. 219-221.
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