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11. (3. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjalires.
Charakter als Geheimer Regierungsrat und folgte 1889 dem Ruf als Ordinarius au die hiesige Friedrich Wilhelms-Universität. Er wurde in demselben Jahre Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften und 1890 Begründer des uns nahe befreundeten hochangesehenen Vereins für Volkskunde.
In weiteren Kreisen ist Weinhold durch die im besten Sinne volkstümlichen Bücher „Altnordisches Leben“ und „Deutsche Frauen im Mittelalter“, in engeren wissenschaftlichen Kreisen durch seine Arbeit „Über deutsche Dialektforschung“ und durch eine Menge von feinsinnigen Veröffentlichungen in verschiedenen gelehrten Organen bekannt.
Der Volkskunde-Verein hat viel an ihm, unendlich viel verloren; diesen Verlust bedauert besonders auch die Brandenburgs, innerhalb deren wissenschaftlichem Rahmen die, wenn auch auf die Grenzen unserer Provinz beschränkte Volkskunde einen der wichtigsten Faktoren ausmacht.
Der Vorstand hat der Witwe ein Beileidsschreiben zugehen lassen. Weinhold hat einen sehr reichen litterarischen Nachlass. Er besass eine umfangreiche Autographensammlung von besonderem Werte, keine kleinen Schnitzel und Spälme, sondern reiche Briefschätze aus der älteren deutschen Litteratur bis zur Goethezeit. Besonders aus der Zeit von Sturm und Drang hat er es verstanden, die interessantesten und iuhaltreichsten Dokumente zusammenzubringen, Briefe und Manuskripte von Dichtern, von denen sich sonst nur wenige Reliquien erhalten haben. Diesen ganzen Bestand an Urkunden zur deutschen Litteraturgeschichte hat der Gelehrte der hiesigen Litteraturarchiv- Gesellschaft vermacht, in deren Vorstand er seit ihrer Begründung, im Jahre 1892, erfolgreich wirksam gewesen ist. Die Gesellschaft, seinerzeit von Wilhelm Dilthey, Ernst v. Wildenbruch, Theodor Mommsen, Erich Schmidt ins Leben gerufen, hat bereits zwei starke Bände „Mitteilungen“ veröffentlicht, die von Dr. Heinrich Meisner, Oberbibliothekar an der königlichen Bibliothek, mit grosser Sorgfalt herausgegeben worden sind. Hier, in der königlichen Bibliothek, ist auch der Aufbewahrungsort des Litteraturarchivs, das nun wiederum eine so ausserordentlich schätzbare Bereicherung erfahren hat.
Am 19. Juli d. J. verstarb im 37. Lebensjahr zu Woltersdorfer Schleuse bei Erkner nach langem schweren Leiden der unserer Brandenburgs engbefreundete Dr. Franz Schwartz, Vorsteher des Provinzialmuseums und der Landesbibliothek, sowie Konservator der Denkmäler der Provinz Posen. Als Sohn unseres verewigten Ehrenmitgliedes Geheimrat Dr. Wilhelm Schwartz hatte er dessen Neigungen für Volksund Altertumskunde überkommen und strebte Ähnliches wie bei uns das Märkische Provinzial-Museum und die Brandenburgs für die Provinz