Heft 
(1902) 10
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11. (8. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

die neueste Zeit begonnen alle Züge der Vergangenheit bei dem Volke rücksichtslos auszuwischen, ja selbst bis in die abgelegenen Gegenden Dalarnas waren ihre Wirkungen vorgedrungen. Dr. ITazelius beschloss, wie ein anderer Gustaf Wasa, das alte Schweden zu retten. Am 27. Juli 1872 wurde der erste Gegenstand in den Sammlungen des jetzigen Nordischen Museums von I)r. Hazelius angekauft, und am 24. Oktober 1873 konnte er die erste Abteilung des Museums öffnen. Die Sammlung zählte damals gegen 3500 Nummern.

Anfänglich war es die Absicht des Gründers nur Gegenstände von volkskundlicher Bedeutung zu sammeln, und der Forscher wird den Schwerpunkt des Museums noch immer hier erblicken. Aber die Volkskunde hat, wie von Hugo Meyer ausgesprochen ist, nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine sociale Aufgabe. Der Wahlspruch des Museums ist: Lerne dich selbst erkennen! und sein Ziel ist ein wirkliches Nationalmuseum zu sein, wo die nordischen Völker, vorzugs­weise das schwedische und das norwegische Volk, diese zwei nörd­lichsten Aussenposten der Germanen, sich selbst als Völker kennen lernen sollen. Das Museum trug darum auch bis zum Jahre 1880 den Namen der Skandinavischen ethnographischen Sammlung. (Der Ausdruck sowie der Begriff Volkskunde war damals noch beinahe unbekannt, und von Volksmuseen wusste man noch nichts.) Im genannten Jahre verwandelte Dr. Hazelius durch eine -öffentliche Schenkungsurkunde die Sammlungen zu einem Besitztum des ganzen schwedischen Volkes und zugleich änderte er den Namen zu Nordiska museet (Das Nordische Museum), eine Benennung, worunter dieses Institut mehreren gleichartigen Anstalten sowohl in Skandinavien als ausserhalb desselben zum Vorbilde gedient und sich einen Weltruf erworben hat. Die Sammlungen, worunter auch kunstindustrielle und besonders Zunftgegenstände eine beträchtliche Rolle spielen, enthielten damals 20 000 Nummern. Gegenwärtig belaufen sie sich auf etwa 100 000 Nummern, und von diesen enthalten mehrere die Porträt­sammlung, die Münzen- und Markensammlung, die Kupferstichsammlung u. s. w. hunderte oder tausende von Gegenständen allein für sich. Wegen Raummangel hat bislang leider ein sehr beträchtlicher Teil der Sammlungen noch nicht ausgestellt werden können.

Im Jahre 1889 begann indessen auf einem von dem hohen Gönner des Museums König Oskar II. geschenkten Bauplatze die Errichtung eines grossartigen Museumsgebäudes, das jedoch noch nicht voll­endet ist.

Mit dem bewunderungswürdigen Werke, das er schon ausgeführt und noch ferner zu entwickeln begriffen war, doch noch nicht zufrieden, fasste Dr. Hazelius den Entschluss einen seit Jahren gehegten gross­artigen Plan endlich zur Ausführung zu bringen und legte daher im