Heft 
(1902) 10
Seite
266
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11. (3. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

§ 1 .

Der Gesund-Brunnen liegt Nordwärts eine' halbe Stunde von Berlin dichte an dem Panko-Flusse, in einem Thale. Kr quillct in einer überaus anmuthigen Gegend, aus den Mineralischen Gründen einer schönen Wiese. Gegen Mittag finden sich Anhöhen, welche theils mit Alleen, tlieils mit Feld- Früchten verzieret sind. Gegen Morgen liegen verschiedene mit Bliumen um­gebene Wiesen, welche durchgehends von mineralischen (Quellen durchwassert werden. Auch von dieser Seite zeiget sich der Panko-Fluss mit seinen mehreren Armen und mit Baumen eingefassten Ufern den Augen auf eine angenehme Art. Gegen Mitternacht liegt eine Pappier-Mühle und das zum Brunnen-Wesen gehörige Koch- und Bade-GebUude. Gegen Abend erblickt man das bequeme Wohnhaus, welches für die Brunnen- und Bade-Gltste bestimmt ist. Die auch da herum angelegte Alleen und Garten ergötzen die Aussicht durch wechselnde Reize.

§ 2 .

Vormahls war 4 bis 500 Schritte von dem Brunnen, nach dem Rosen- thalcr Wege zu, ein vortreflicher Lust Wald. Fichten, Tannen, Eichen und Birken machten ihn besonders aus. Er war rings herum vest unizUunt und mit wilden Caninichen besezt. Daher ward er der Caninischcn-Garten geheissen. Er wurde von dem damahligen gniidigsten Lamles-Herrn, dem Könige, Friedrich, dem Ersten, vor seinen Krön-Prinz, Friedrich Wilhelm, welcher in seiner Jugend schon ein Preund von der Jagd war, also eingerichtet. Vor einigen .Jahren wurde dieser Busch glinzlich um- gehauen und ausgeradet. Ob etwa künftighin eine Maulbeer-Pflanzung seine Stelle besezen werde: das mag die Zeit lehren Dieses Lust- und Jagd-Revier hat die Gelegenheit gegeben, unsern Gesund-Brunnen, als einen Gesund-Brunnen, zuerst zu entdekken. Vorhin war derselbe seit undenklichen Jahren, als eine (Quelle, mitten im Moraste, hervorgesprudelt uml sogleich, kaum 50 Schritte, davon, in die Panko geflossen. Der da- mahlige lappier-Müller bediente sich dieses Quell-Wassers. Er machte einen Stieg zur (Quelle und schöpfte so viel Wasser aus ihr, als er bei seiner llantliierung und Haushaltung von diesem Nasse nütliig hatte. Weiter war diese (Quelle eben nicht bekandt und noch weniger berühmt. Da aber einstmahls im Jahre 1701 der Glorwürdigste König Friedrich 1. mit seinem Kron-Prinze und einem zahlreichen Gefolge der Jagd in dem vorbenannten Lustwalde beiwohnete und ein Glas kaltes und reines Wasser verlangte: So brachte man ihm ein Glass von diesem Quell-Wasser. Der Landes-Vater fand in dem eisten Genüsse desselben so etwas vorzügliches, dass er sich nicht nur noch ein anderes Glas davon bringen liess, sondern auch die Quelle selbst sehen wolte. Er ritte hin. Da er sie aber so unrein antraf, so befahl er, dass sofort ihre Reinigung und Einfassung besorget werden solte. PA' gebot auch nachher den damahligen Leib-Aerzten Uber dieses Wasser Untersuchungen anzustelien. Sie thaten es also, dass sie dasselbe als ein schönes reines und mineralisches; folglich gesundes Wasser, gesunden und kranken Menschen überaus anpriesen.