Heft 
(1902) 10
Seite
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11. (3. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

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20. Gustav Adolfs Feldlager und Verschanzungen bei Schwedt a. 0. Von Dr. F. Schreiber. Beilag zum XIX. Jahres­bericht des IIohenzollern-Gymnasiums zu Schwedt a. 0. 1900. Programm No. 88. Verf. weist die Reste der Befestigungen des Schweden­königs mit aller nach den vorhandenen zum Teil verwischten Über­resten möglichen Genauigkeit nach. Anfang Juli 1630 war Gustav Adolf II. in Pommern gelandet und hatte bald das ganze Land im Besitz. Mitte März errichtete er hei Schwedt ein befestigtes Feldlager. Bis zum 27. März (6. April) war es der Hauptwaffenplatz der Schweden und bildete die Rückendeckung bei dem Vorstoss nach Frankfurt a. 0. Nach der Eroberung von Frankfurt verlor der Platz seine Bedeutung und wurde nach dem Fall von Landsberg a. W. Ende April ganz auf­gegeben. Während ihres Bestehens wurden die Werke von keinem Feind angegriffen, bei der Aufgabe nicht zerstört, sondern einfach verlassen.

Die Lage der Werke war durch die Oder und die sumpfigen Ufergelände der Welse hervorragend gesichert. Genaue Pläne und Aufnahmen der einzelnen Befestigungsteile erleichtern deren Würdi­gung sehr.

21. Einen Sonderabzug aus den Forschungen zur brandenburgischen

und preussischen GeschicheKurfürst Johann von Brandenburg kein Cicero von Prof. Dr. Fr. Wagner lasse ich kursieren. Unser verehrtes Mitglied hat schon bei Albrecht Achilles*) nachgewiesen, dass dessen hellenischer Beiname dem Charakter und Wesen des Fürsten nicht entspricht, ein gleiches ist ihm in der vorliegenden Abhandlung hinsichtlich des Kurfürsten Johann (14861499) überzeugend gelungen. S. 46 heisst es: ,

Die Hoffnung, mit diesem abgeschmackten Beinamen aufräumen zu können trotz der Macht alter Gewohnheit, gründet sich darauf, dass die (allerdings noch thörichteren) BeinamenNestor undHektor für Joachim I. und Joachim II. zu verschwinden beginnen, wenigstens in wissenschaftlichen Werken. Und in dieser Erwartung darf auch der Umstand nicht beirren, dass leider bei der Aufstellung der Denkmäler in der Siegesallee auf die richtige geschichtliche Auffassung zu wenig Rücksicht genommen worden ist. Man wird einwenden, das seien kleinliche Äusserungen, auf die wenig ankäme. Aber dies wäre doch keine ganz unbedenkliche Auffassung. So gut wie die Treue im kleinsten der sicherste Grundstein für sittliche Lebens­auffassung überhaupt ist, so richtig ist es, bei der Feststellung geschicht­licher Wahrheit auch in scheinbar unbedeutenden Einzelheiten gewissenhaft und ängstlich das Zuverlässige zu ermitteln.

Ganz sicher muss aber ein Beinamen fallen gelassen werden, wenn sich ergiebt, dass er auf einem Missverständniss beruht und der Wahrheit.

*) Fr. Wagner: Aus der Jugendzeit des Kurfürsten Johann und Joachim I von Brandenburg. Brandenburgia IX. 260 flg.