Heft 
(1902) 10
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11. (3. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

italienischen Beeinflussung unsers frühmittelalterlichen Backsteinbaus, sei es mittelbar, sei es unmittelbar eine neue Stütze. Mir scheint dieser Punkt im Interesse der Entwickelung unserer heimatlichen Baukunst so interessant und so wichtig, dass ich ihn Ihrer Prüfung und Er­wägung empfehlen möchte.

Herr E. Schenk hat gleichzeitig mehrere Photographieen über­reicht von prächtigen Bäumen darunter der berühmtenWeissen Buche, von Baumgrnppen und Waldpartien in der Nähe von Eldena im Elisenhain, der diesen Namen, nachdem der damalige Kronprinz, spätere König Friedrich Wilhelm IV. mit seiner Gemahlin Elisabeth den Wald im Juni 1827 besucht hat, der letzteren zu Ehren empfing. Ich habe in diesem Hain nicht weit von dem Wirtshaus eine Weissbuche (Carpinus betulus) entdeckt, die eine Zwieselform hat d. h. gespalten, aber unten und oben wieder verwachsen ist, derartig, dass man duich den Spalt allenfalls ein Kind hindurchziehen kann. Diesen Aberglauben hat man," um Kinder vor Verkrümmungen zu schützen, hier wifklich geübt und habe ich hierüber in der Zeitschrift für Volkskunde Band II S. 81 (Berlin 1892) eine Mitteilung unter Beigabe einer Abbildung des Zwieselbaumes gemacht. Genau erweist sich dieser Aberglaube noch jetzt in den verschiedensten Teilen der Provinz Brandenburg im Schwange.

36. Schliesslich füge ich noch eine Photographie des Rathauses zu Greifswald bei, die mein Sohn Erwin Friedei, z. Zt. Unterarzt im Königlichen Charite - Krankenhause, im Mai d. J. aufgenommen hat. Das Rathaus mit hohem Treppengiebel ist im 18. Jahrhundert gebaut. Von dem mittelalterlichen gotischen Rathaus, das Feuersbrünste im Jahre 1713 und 1736 stark heimsuchten, sind nur die gewaltigen gewölbten Keller, die Ratsstube, das Archiv und der Flurraum erhalten geblieben.

37. Herr Kustos Buchholz spricht über

das Renaissance-Haus Friedrichsgracht 58.

Die Nachricht vom Tode des 81 jährigen Rittergutsbesitzers Eugen Possait, Besitzers des Hauses Friedrichsgracht 58, bringt dieses ortsgeschichtlich nicht uninteressante Haus in Erinnerung, das mit dem danebenstehenden, fast ebenso alten, der Schindlerschen Stiftung gehörigen Hause aus der Umgebung sich vornehm abhebt.

Zwar rührt das, was sich an dem Hanse äusserlich zeigt, zum grössten Teil von der im Jahre 1878 vorgenommenen Renovierung her, doch ging diese unter möglichst strengem Festhalten an der alten Architektur vor sich, auf die Possart grossen Wert legte.

Das Hauptstück der Front bildet ein von 4 Pilastern mit korinthischen Kapitalen getragener Architrav, der ursprünglich von einem Frontispiz, später von dem Vasenaufsatz gekrönt wurde, wie er