Heft 
(1902) 10
Seite
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11. (3. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres. 977

noch jetzt besteht. Das Hauptgesims wird von Konsolen getragen, deren Zwischenräume Blumenguirlanden aus Stuck zieren. Die Haupt- thüren sind neu und im Renaissancestil reich geschnitzt, das Oberlicht, wie die Brüstung einer Galerie an der Hofseite mit kunstvollem altem schmiedeeisernem Gitterwerk besetzt.

Die Einfahrf flankieren sowohl an der Strassen- wie an der Hof­seite je 2 gusseiserne Prellpfähle in Gestalt von Kanonenrohren mit Ritterkopf.

Im Innern des Erdgeschosses birgt nur noch das Mittelzimmer künstlerische Reste aus der Glanzzeit des Hauses, nämlich den in Fächer abgegliederten und bemalten Plafond, sowie 3 Wandspiegel. Doch sind beide nicht sichtbar; Possart hatte sie im Jahre 1878, bei der Vermietung der Räume als Geschäftslokal, fest verdecken lassen.

Im Obergeschoss befindet sich die Wohnung des verstorbenen Besitzers, die jetzt verschlossen ist und auch bei Lebzeiten Possarts nur wenigen, meist unter der Bedingung strenger Diskretion, zu­gänglich war. Nach dem, was über den Inhalt zu erfahren war wesentlich durch unser verstorbenes Mitglied Leo Alfieri strotzte die Wohnung von Kunstwerken und Erinnerungen aus der Rokokozeit, wie ein Museum. Das Haus liess im Jahre 1686 der kurprinzliche Geheimsekretär Heinrich Butendach durch den Baumeister Smids errichten. Butendach war Besitzer des mit der Rückseite anstossenden Grundstücks Brüderstrassse 12. Nachdem im Jahre 1680 die Köllnische Stadtmauer, die nach Errichtung der neuen Festungswerke überflüssig geworden war, abgebrochen wurde, kaufte er 1682 den zwischen seinem Grundstück und dem Zuge der Stadtmauer gelegenen Garten mit Häuschen für 1000 Thaler zu und als dann die Friedrichs­gracht, wegen der freien Aussicht über das Wasser nach dem damals noch wenig bebauten Friedrichswerder, eine vornehme Strasse zu werden schien, entschloss er sich 4 Jahre später zu diesem Hausbau.

Einige Jahre darauf kaufte der Minister Rüdiger von Ilgen das Grundstück, von dem es 1719 an dessen Schwiegersohn, Kriegsminister von Knyphausen, überging. Die Knyphausenschen Erben besassen es bis 1759. Dann, wohl infolge der Kriegszeit, wechselte das Grundstück in den 4 Jahren von 17591762 sechsmal den Besitzer. Am 18. Mai 1759 kaufte es Kriegskommissar Krüger; am 11. Oktober 1759 Etatsminister Heinrich Christian von Katt; am 29. Juni 1760 Obrist-Wachtmeister Aug. Ludw. von Katt; am 21. August 1761 Kriegsrat Fr. W. Baetcke; am 9. September 1761 der bekannte patriotische Kaufmann Gotzkowsky; dieser war schon damals in finanziellen Schwierigkeiten und musste es am 30. September 1761 an Bankier Willmann abtreten; 1768 erwirbt es der »Kauf- und Handelsmann Phil. Jacob von der Lahr und 1777 der Kaufmann Christian Grand für 12 000 Thaler.