Rings um Berlin im Jahre 1858.
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Birkeuwäldchen, Ringelnattern und Wasserkäfer in den Wiesengräben und den zahlreichen Wasserlachen.
Unzweifelhaft hatte es die Berliner Jugend von damals besser als die jetzige, die stundenlange Touren machen muss, ehe sie aus den endlosen Häusermassen herauskommt.
Wir brauchten nicht nach Grünau, dem Grünewald, nach Potsdam und anderen fernen Orten zu fahren, um ins Freie zu kommen. Wir machten Ausflüge nach Moritzhof (an der jetzigen Lützow-Brücke) oder Albrechtshof (an der jetzigen Herkules-Brücke) und waren dort mehr im Freien, als wir es jetzt nach langer Eisenbahnfahrt sein können. Als Ziele der Schülerpartien, die in den ersten Jahren vom Wilhelms-Gymnasium aus gemacht wurden, sind mir ausser Moritzhof und Albrechtshof im Gedächtnis geblieben der Gesundbrunnen mit der, uns sehr wunderbar erscheinenden, Quelle und der Königsdamm, wo der Gedenkstein des am lü. März 1856 im Duell gefallenen Polizei- Präsidenten v. Hinckeldey in uns ein geheimes Gruseln erregte.
Wie ländlich es in der Potsdamer Vorstadt, d. h. dem grossen Dreieck zwischen dem Halleschen Thore, dem Potsdamer Tliore und der Potsdamer Brücke, noch war, erkennt man auch aus folgendem: In mehreren der grossen Gärten dieser Stadtgegend bestand die Einrichtung, dass Kinder, wenn sie in Begleitung Erwachsener kamen, für einen Groschen Johannisbeeren und Stachelbeeren von den Sträuchern pflücken und essen durften, so viel es ihnen beliebte. Eine sehr menschenfreundliche Einrichtung, von der ich wohl im Interesse unserer Stadtkinder wünschte, dass sie auch jetzt noch bestehen möchte.
Wer im Jahre 1858 von der Potsdamer Brücke ostwärts zum Halleschen Thore wollte, that gut, wenn er auf der Südseite des Kanals ging;‘das Schöneberger- und Tempelhofer Ufer war bereits eine gangbare Strasse, war sogar hübsch mit Bäumen bepflanzt. Die nördlichen Uferstrassen befanden sich dagegen an mehreren Stellen erst im Entstehungszustande und waren vielfach kaum gangbar, so namentlich von der Schöneberger Brücke aus ostwärts.
Wenden wir uns vom Hallischen Thor aus weiter nach Osten um unseren Rundgang um die Stadt fortzusetzen.
Wir gehen vom Tliore aus die Hallische Kommunikation entlang, (jetzt die Nordseite der Gitschiner Strasse) überschreiten am Wasserthor den Luisenstädtischen Kanal und gelangen durch die Cottbuser und Lausitzer Kommunikation (jetzt die Nordseite der Skalitzer Strasse) zum Schlesischen Thor. Unterwegs haben wir reichlich Gelegenheit die architektonischen Reize der alten Stadtmauer zu bewundern; das Bauwerk, eine drei Meter hohe dicke Steinmauer, stammte aus der Zeit Friedrich Wilhelm II. und umschloss die ganze Stadt. Im ganzen war das von