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12. (9. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
faltig überwacht; jeder Cholerakranke, welcher über die Grenze kam, wurde mit seiner Umgebung, die ja auch schon infiziert sein konnte, isoliert, und eine Verseuchung Deutschlands wurde verhindert.
Bei dieser Art der Seuchenbehandlung bestellt ein wesentliches Moment darin, dass man nicht nur nach den augenscheinlich Kranken sucht, sondern auch nach denjenigen, welche die Krankheitskeime in sich beherbergen, ohne sich krank zu fühlen. Lässt man diese frei herumgehen, so streuen sie die Kranklieitskeime weiter aus, und die Unterdrückung der Seuche ist vereitelt. Es müssen also alle in Frage kommenden Personen eine kurze Zeit unter ärztliche Beobachtung gestellt und mit allen llülfsmitteln, welche uns die Bakteriologie an die Hand giebt, fortlaufend untersucht werden, bis wir sie mit Sicherheit entweder für frei oder für krank erklären können. Da sich diese Mass- regeln immer nur auf eine verschwindend kleine Anzahl von Personen erstrecken, so merkt man davon im öffentlichen Leben gar nichts; nur wenige Familien werden davon berührt.
Diese Grundsätze sind neuerdings wieder bei der Malaria erprobt worden, indem von diesem Institute aus die Unterdrückung dieser Krankheit auf der Insel Brioni an der Westküste von Istrien geleitet wurde.
Die Malaria, eine Krankheit, für welche das gute'deutsche Wort Wechselfieber oder kaltes Fieber leider in Vergessenheit zu kommen scheint, hat das Eigentümliche, dass, wenn sie nicht gleich bei den ersten Anfällen durch richtige Chiuinbehandlung geheilt wird, sie Jahre lang wiederkehrt und immer leichtere Anfälle hervorruft, die von den Kranken oft wenig beachtet und daher der ärztlichen Kenntnis und Behandlung entzogen werden. Solche Personen vermögen aber ihre Umgebung eben so leicht auzustecken wie frischere Fälle. Wenn nämlich in der warmen Jahreszeit gewisse Mückenarten an solchen Personen Blut saugen und nach einiger Zeit wieder gesunde Personen stechen, so übertragen sie die Krankheit auf letztere. Um das zu verhüten, müssen also die chronisch Erkrankten unschädlich gemacht werden, indem man sie in regelrechte Behandlung nimmt und heilt. Vorerst aber müssen diese Personen entdeckt werden, und das ist eine sehr mühselige Aufgabe. Man entnimmt den in Frage kommenden Personen einige Tröpfchen Blut, streicht es auf kleine Gläschen aus und unterwirft es der mikroskopischen Untersuchung. Finden sich im Blute die Malariaparasiten, die ich Ihnen gleich im Bilde vorzuführen gedenke, so werden die Kranken in Behandlung genommen und müssen Chinin schlucken, sie mögen wollen oder nicht. Auf der Insel Brioni nun, deren reiche Naturschätze nicht ausgebeutet werden konnten wegen des dort herrschenden Wechselfiebers, wurde die Krankheit im Laufe eines Jahres bis auf einige Fälle, die von aussen her frisch eingeschleppt wurden, unterdrückt,