Heft 
(1902) 10
Seite
301
Einzelbild herunterladen

12. (9. ausserordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.

301

übergeben hat, worin er die nötigen materiellen Unterlagen finden wird znr weiteren Entfaltung seiner schier unerschöpflichen Kräfte.

Auf diesen Vortrag folgte die Vorführung einer Anzahl Projektions­bilder durch Herrn Professor Zettnow, zu denen Herr Geheimrat Dönitz die notwendigen Erklärungen gab. Aus der grossen Fülle der Bilder mögen hier nur einige herausgegriffen werden, weil sie ganz be­sonderes Interesse erregen. Es sind das Kulturen der Cholerabazillen im Reagierröhrchen und auf der Platte, Stichkultur von Milzbrand, Diphtheriebazillen und Pestbazillen, Milzbrandbazillen und Influenza­bazillen. Das grösste Interesse boten aber die Präparate der Malaria­parasiten auf den verschiedensten Entwicklungsstufen in den roten Blutkörperchen, und zwar von allen drei bekannten Arten, nämlich des dreitägigen, des viertägigen und des Tropenfiebers.

Ein Bild zeigte den Mückenmagen, besetzt mit zahllosen Kugeln, welche die Keime zu neuen Parasiten enthalten, die nun in die Gift­drüse der Mücke wandern und durch den Stich in das Blut des Menschen beföidert werden.

Am Schluss des Vortrages dankte Herr Geheimrat Friedei den beiden genannten Herren für die lehrreiche Stunde.

Hierauf folgte die Besichtigung des Gebäudes, in welches die wissenschaftliche Abteilung des Institutes Anfang Juli 1900 übergeführt wurde, nachdem sie 9 Jahre lang provisorisch im sogenannten Triangel am Unterbaum untergebracht gewesen war. Da der Platz, auf welchem das alte Gebäude stand, für den im Werke begriffenen Umbau des Königl. Charite-Krankenhauses gebraucht wurde, musste mit den Arbeiten in den neuen Räumen schon begonnen werden, noch bevor die innere Einrichtung vollendet war.

Der Grundriss des aus rotem Backstein hergestellten Gebäudes stellt ein stark in die Breite gezogenes lateinisches H dar, indem ein von Ost nach West ziehendes Hauptgebäude zwei langgestreckte Seiten­flügel mit einander verbindet. Ein weit ausladender Mittelbau enthält das gross angelegte, bis in den zweiten Stock durchgehende Treppenhaus. In beiden Stockwerken läuft ein heller Korridor die ganze Länge der nach Süden gelegenen Front entlang, während die Hauptlaboratorien des gleichmässigeren Tageslichtes wegen nach Norden untergebracht sind. In den Seitenflügeln befinden sich grosse Säle für Unterrichts­zwecke, das chemische Laboratorium, die Bibliothek, der Hörsaal, die Abteilung für besonders gefährliche Krankheiten, welche immer ver­schlossen gehalten wird, und die photographische Abteilung.

Die Wutschutzstation, in welcher Personen, die von tollen oder tollwutverdächtigen Hunden gebissen sind, der Pasteurschen Schutz­impfung unterzogen werden, liegt im Hauptgebäude. Hier suchen jährlich mehr als 300 Menschen Hülfe. Sie kommen alle aus den