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15. (10. ausserordentliche) Versamnilung des X. Vereinsjahres.
Schausammlungen in Angriff zu nehmen, welche nicht bloss dem wissenschaftlichen Forscher, sondern dem ganzen Volk zugänglich gemacht werden können. Die Königliche Staatsregierung hat diesen Plan gebilligt und die Besucher können nunmehr nach Wahl diese Schau- Abteilungen durchmustern und sie mit den Sammlungen älterer Zeit vergleichen. Nach reiflicher Überlegung hatte die Direktion die Abteilungen des Instituts so angeordnet, dass die beiden untersten Stockwerke dem grossen Laien-Publikum geöffnet werden sollen, während die drei oberen für Ärzte und Studierende reserviert werden. Durch die Einrichtung eines grösseren, amphitheatralisch angelegten Hörsaales, der auch für die Demonstration von Projektionsbildern dient, ist die Bürgschaft geboten, dass die Unterweisung sowohl der gelehrten, als der ungelehrten Zuhörer in fruchtbarer Weise durchgeführt werden kann.
Dass Prof. Virchow seine Schöpfung mit vorstehenden Worten trefflich gekennzeichnet hat, davon konnten sich die Mitglieder der „Brandenburgia“ bei ihrem Besuch überzeugen. Die Sammlungen sind ungemein reichhaltig und auch für den Laien belehrend, da die Bezeichnungen der Objekte fast durchgängig so gehalten sind, dass sie auch dem Nichtmediziner verständlich sind. Die Aufstellung in den beiden unteren, dem Publikum zugänglichen, Stockwerken ist folgende:
Im Saal IA. sind die Missbildungen der Gliedmassen~ und die Knochenbrüche, die Knochenhautentzündungen, Knochenfrass (caries) und Knochenbrand (nekrose), die Gelenkerkrankungen, Tierkrankheiten und Geweihmissbildungen, die Erkrankungen der Leber und Gallenblase und die Knochengeschwülste aufgestellt. In Saal I B. sieht man die Zwillings-Missbildungen, beispielsweise eine Darstellung der siamesischen Zwillinge, die Hemicephalen (Missbildungen mit halbem Kopf) und die tierischen Missbildungen, Embryonen mit Geschwülsten, Brüchen, Hasenscharten und ähnlichen Missbildungen, und im Mittelpunkt des Saales steht eine Pult-Vitrine mit einer Sammlung von Harn-, Gallen- und Kotsteinen. Noch reichhaltiger ist die Sammlung in den drei Sälen des darüber liegenden Stockwerks. In Saal II A. sind die farbigen Präparate der verschiedensten Erkrankungen aufgestellt, so des Gehirns und seiner Häute, des Rückenmarks, der Niere, der Harnblase und des Bauchfells und der anliegenden Organe. Die Sammlung von tuberkulösen Erkrankungen der Milz, des Darms, des Magens, der Genitalien der Nieren, der Lungen und des Kehlkopfes umfasst 6 grosse Schränke, und ihr schliesst sich die Sammlung von Geschwülsten, wie Elephantiasis und anderen, von mit Lepra und Syphilis behafteten Körperteilen und von Herz- und Lungenkrankheiten an. Im Saal II B. sind Objekte zur Lehre von den Parasiten, von der Gicht und der Rachitis, ferner Schädel-Anomalien, künstlich deformierte Schädel und Hieb- und Schussverletzungen aufgestellt. Saal II C. enthält eine interessante Skelett-
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