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Dr. E. v. Freydorf, Neidkopf und Krone zu Berlin.
Die Ursache des Schutz Verhältnisses erscheint bei Cosmar schon recht nüchtern. Als Hauptleistung des Hauses zum Neidkopf nennt er nur ein zu Hofe geliefertes „goldenes Service“. — Hätte nun der Zufall im Wechsel der Hausbewohner es gefügt, dass seinem Berufe in diesem, durch die Sage schon zunftverwandten Hause auch ein Goldarbeiter obgelegen hätte, — 1857 z. B. nennt das Grundbuch Schultze, Goldrahmenfabrikant (Buchholz a. a. 0.), — so würde bald das sagenhafte Inventar- und Schatzstück des Hauses mit der Wirklichkeit sich bis zur Unkenntlichkeit vermischt haben, zumal wenn solcher Werk- mann in das nahe gelegene Schloss Arbeiten wirklich lieferte: ein Untergang auch dieses, beinahe letzten, Sagenfragments per confusionem, wie dies der Jurist nennt. Goldschmied soll z. B. auch Lieberkühn (Buchholz a. a. 0.) gewesen sein.
b) Bertrams Krönleinsage.
Geschichte und Natur des aus dem Neidkopfhause dem Hohen- zollernhause gelieferten Stückes, welches die Beziehung beider Häuser begründet, hat aber zum Glück die Bertramsche Lesart in besonderer Episode überliefert. Diese Episode verlegt sich, nach eigener Chronologie, ausserhalb des Rahmens der. übrigen Anekdote, in die Zeit vor dem Königtum. Es ist eine Sage für sich.
Ähnlich, wie etwa auf einer Illustration neutestamentlicher Vorgänge ein im Hintergrund des dargestellten Raumes hangendes Wandblatt unter Glas und Rahmen dem Beschauer den entsprechenden alt- testamentlichen Vorgang in ferne Erinnerung bringen soll, so findet sich hier, innerhalb der Gesamtanekdote als Anmerkung eingeschaltet, ein älteres, aber noch recht deutliches, ja bei näherer Würdigung den Vordergrund an Plastik übertreffendes Bild; das Interesse des Königs für den Besitzer des Neidkopfhauses erklärend, berichtet nämlich Bertram (wir referieren nach Buchholz a. a. 0.):
Schon dem Vater Friedrich Wilhelms I., Friedrich dem Ersten, und zwar diesem noch vor seiner Königskrönung, überreichte bei feierlicher Gelegenheit ein im Neidkopfhause beschäftigter Goldschmiedgeselle Namens Beyrich, infolge angeblichen Traumes, eine kleine silberne Königskrone. Dem mit der Grundsteinlegung der Parochial- kirche (15. August 1695) eben befassten Kurfürsten kommt dieser Zwischenfall bedeutsam vor; der Kurfürst nimmt die Krone, legt sie zu dem übrigen Grundsteininhalt in das bereit gehaltene kupferne Kästchen und spricht die Worte: „es sei Gottes Wille und ein „Geheimnis vor der Welt.“ — Beyrich heisst nach Bertram dann auch desJHausesJunter Königsschutz ansässiger Eigentümer zur Zeit der, angeblich späteren Neidkopfbeleihung. Von dem bei Cosmar eingeführten,