i6. (6. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
Mittwoch, den 11. Dezember 1901, abends 7Va Uhr
im Bürgersale des Rathauses.
Vorsitzender: Herr Geheime Regierungsrat Ernst Friedei. Von demselben rühren die Mitteilungen unter No. I bis X1N her.
1. Unser H. Vorsitzender, der Landesbaurat und der Konservator der Denkmäler der Provinz Brandenburg Herr Gustav Blutli ist uns leider am 23. v. M. durch den Tod nach kurzem Krankenlager, im 73. Lebensjahr entrissen worden. Die vielseitige Thätigkeit des Dähin- geschiedeuen umfasste nicht nur das Bauwesen der Provinz, sondern auch die Pflege und die Erhaltung der Bau- und Kunstdenkmäler aus früheren Jahrhunderten. Iu einer Provinz, welche eine so grosse Anzahl der edelsten Denkmäler des mittelalterlichen Backsteinbaus aufweist, war diese Thätigkeit von besonderer Wichtigkeit. Eine Reihe von interessanten Bauwerken des späten Mittelalters sind unter Blutlis Einfluss wiederhergestellt oder erhalten worden. So namentlich die Nikolaikirche zu Brandenburg und die herrliche Klosterkirche zu Zinna bei Jüterbog, einer der schönsten Ordensbauten der ganzen Provinz. Wertvolle Wandgemälde, die unter der Tünche späterer Jahrhunderte verborgen lagen, sind unter seiner Leitung aufgedeckt worden. So in der kleinen Kirche zu Dahlem bei Berlin, die zu den ältesten Denkmälern der Malerei in unserer gauzen Gegend gehören. Die Gestalten sind im Laufe von fünf Jahrhunderten völlig schwarz geworden, doch die edle Zeichnung der Köpfe deutet auf einen wackeren Meister der frühgotischen Malerschule. Auch die Freilegung der Wandgemälde iu der Kirche zu Quartschen ist der Anregung des Dahingeschiedenen zu verdanken. Unter den übrigen Bauwerken, deren Erhaltung wesentlich sein Verdienst ist, befanden sich die schönen alten Thore und Stadtmauern von Bernau, Schwedt a. 0., Königsberg i. d. Mark und Mittenwalde, ferner die Kirche zu Niederwerbig, der aus prähistorischer Zeit
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