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16. (6. ordentliche) Versammlung des X. Vereinsjahres.
für die Geschichte Berlins. Heft XXXYIII. Ein stattlicher Band von XIX -{- 721 S. gr. 8 S. IV: „Das vorliegende Buch besteht aus einer grossen fortlaufenden Reihe geschriebener Zeitungen aus Berlin. Es sind Berichte, die zwei irn Solde des Fürsten Georg Albrecht von Ostfriesland stehende Korrespondenten wöchentlich einmal an den Auricher Hof lieferten. Sie schrieben, was ihnen zu Ohren kam, was sie selbst sahen und was sie aus fremden Zeitungen erfuhren.“
Es sind das also nicht Zeitungen in unserin Sinne, sondern politische Geheimberichte, wie sie die diplomatischen Geheimagenten an den Höfen noch jetzt in nicht unähnlicher Manier, mitunter chiffriert, verfassen.
Die geschriebenen Zeitungen enthalten selbstredend, neben guten Weizenkörneru vorwiegend Spreu. Man nannte solche Berichte damals nicht mit Unrecht „Fischmarktzeitungen“. Der Herausgeber bemerkt dazu S. XIV. „Dieser eigentümliche Ausdruck für Klatsch oder Redereien ist nicht vereinzelt. Mir ist er z. B. begegnet in einem Schreiben Winterfeldts an den Geh. Kabinetsrat Eichel vom 1. Juli 1756, der sich bei Gelegenheit des Stillstandes der Rüstungen vor dem Kriege also äussert. „Hier fängt es nunmehro wieder an ruhig zu werden, und habe ich einige Beurlaubte meines Regiments, welche eingekommen, weil solche nur 12 Meilen von hier zu Hause, wieder gehen lassen; als welches hier den Fischmarcht sehr bestärkt, dass nichts aus dem Markt werden wird.“ — Bei Koser, die preussischeu Finanzen im siebenjährigen Kriege (Forschungen u. s. w. XIII. S. 191) heisst es sogar: „Anjetzo zweifelt der geheime Fischmarkt nicht mehr.“
Dennoch finden sich in den Zeitungen eine Menge interessantex-, z. T. nnsei-e Brandenburgs höchlichst interessierende Einzelheiten, auf die ich mir bei Gelegenheit zurückzukommen gestatten werde. Die Zeitungsschreiber wai’en Zacharias Grübe!, Lizentiat der Rechte, der für 50 Thl. jährlich die Berliner nova zweimal in der Woche berichtete und Franz Hermann Ortgies, fiuiher Hofgei’ichtssekretär in Hannover. Er bittet, sein Salarium auf 100 Thaler festzusetzen, „wie andere Correspondenten, und deren einige noch ein mehi-es allhier zu gemessen haben, zumal man occasione dessen je zuweilen eine kleine denpense thun muss.“ Auch nicht ungefährlich war der Dienst. Man zog sich leicht Hohes, Höchstes und Allei’höchstes Missfallen zu, wie denn Friedrich Wilhelm T. dem Ortgies fünf Monat strenge Haft und Ausweisung zu teil werden liess.
Wir sind Heri’n Friedländer für seine Publikation zu aufrichtigem Dank verpflichtet.
VIII. (Vorlage.) Friedrich Wagner: Die Handschriften der älteren hohenzollernschen Kurfürsten (Albrecht Achilles und Johannes). Eine Untersuchung. (Sonder-Abdnick aus dem Hohen-