Wölsickendorf.
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gut er konnte. Die Rohheit, die gegenseitige Erbitterung nahm von Tag zu Tag zu. Die Willkür des Gutsherrn, die Nichtachtung alles Bestehenden forderte die offene Empörung der Dorfbewohner heraus. Infolgedessen kam es dann auch zu einem Bruch, wie ihn keiner der Beteiligten erwartet hatte. In einer Versammlung im Hause des Schulzen am^b Juni 1686, in welcher die Wogen der Erregung besonders hoch gingen, wurde v. B. von seinen Untergebenen angefallen, grausam geschlagen, zur Thür hinausgestossen, in einem Schweinebrühtrog nach dem Dorfpfuhl geschleift. Hier erhielt er noch Peitschenhiebe von einem Kutscher, der die Strasse mit Bernauer Bier passierte. Dort wo heute die Friedenseiche am Treffpunkt zweier Wege steht, soll v. Bomstorff gelegen haben, der an seinen Verletzungen am andern Tage starb.
Im Erb-Register von 1679 heisst es Seite 24.
Im Namen der Heiligen Drey Einigkeit. Amen.
„Zu wifsen sey hiermit, Nach dehme nach absterben des sei. IIE Obristen Wolff Friederichen von Bomstorffen, zwischen defsen beyden Söhnen alfs Tit: HE. Hanfs Gottfried Von Bomstorffen, Churf. Brd. Hauptmann und Hl. Otto Balthasar von Bomstorffen, Ein brüderlicher Vergleich getroffen da dem ältesten Sohne das Guhtt und Dorf Welsigkendorff, dem Jüngsten aber das Gut Ranff, heimgefallen, welches auch ein Jeder in würklichen Besitz angenommen, alles nach Inhalt des gedachten brüderlichen Vergleichs Vom 17. January Anno 1679.
Da nun der HE. Hauptmann Hans Gottfried Von Bomstorff, sein Guhtt Welsigkendorff auch geruhig genofsen, bifs in Anno 1686 hatt sich der sonst Nicht erhörte grausame Casus und traurige Fall begeben und zugetragen, dafs des HE. Hauptmanns Ungehorsame Wiederspänstige und treulose Unter- thanen sich gegen ihren rechtmäfsigen Herrn aufgelegt, ihren Ayd, den sie geschworen, Vergefsen, und denselben Mörderischer Weise in des Schulzen Gürgen Kaysers Hause angefallen, denselben grausam geschlagen, Ja vor das Haus auf freyer öffentlicher Stral'sen gar ermordet, welches geschehen den 29. Juny, also dafs der HE. Hauptmann des folgenden 30. Juny gemelten 1686 ten Jahres daran sterben müfsen. Die Mörderischen Buben, deren 6 gewesen alfs Gürgen Kayser, Michel Müller, Jacob Münchhagen, Hans Klitzke, Peter Koch und Hans Ladewig aber sind miteinander davon gelauflfen, also ihre Gütter, Weiber und Kinder im Stiche gelafsen, Von derer theils wieder ertappet und der Justitz überantwortet.“
Nach dem Ableben dieses Mannes fiel das Gut an den jüngeren Bruder Otto Balthasar da Leibeserben des Ersteren nicht vorhanden waren.
Otto gab sich Mühe Ordnung herzustellen. Er siedelte Leute an und gab ihnen Hof und Feld, Geräte und Aussaat. Es war ihm aber nicht beschieden, die Früchte seines Strebens zu ernten, denn schon am 5. April 1693 segnete er das Zeitliche.
Die Wittwe Anna Vöplien geh. v. Platow und die beiden Söhne Friedrich Siegmund 3 Jahre und Joachim Wilhelm '/ a Jahr alt, traten die Herrschaft an. Für die Kinder trug die Mutter Sorge einen Vormund zu heralten, niemand wollte sich dazu verstehen; Hauptmann von Mörner zu