Heft 
(1911) 19
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16. (4. ordentliche' Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

G. ist geboren am 1. März 1855 in Altona, wo sein Naturgeschichte als Liebhaber treibender Vater Arzt war. Von 1881 bis 1884 nach Tokio in Japan berufen, wohin er mit seiner Gattin übersiedelte, um nochmals eine wissenschaftliche Reise durch Korea zu machen. Seit 1887 in Ham­burg, brachte er hauptsächlich im dortigen Museum die viel bewunderten stratigraphischen und palaeontologischen Schätze von Hamburg und Holstein zusammen, welche wegen der Nachbarschaft, insbesondere unserer Elbland­schaft, auch die Brandenburgia angehen. Gottsche hat es durchgesetzt, daß ihm ein eigener neuer Museumsbau auf dem Lämmermarkt beim Lübecker Tor Nr. 20 nahe dem Botanischen Institut mit großen Kosten eingerichtet wurde; aber kaum war die Einrichtung des neuen Mineralogisch- Geologischen Instituts sein Werk fertig, als ihn der unerbittliche Tod dahinraffte. Die umfassende Tätigkeit als Sammler und Organisator hat G. verhindert, so ausgiebig schriftstellerisch tätig zu sein, als er es wünschte. Ueber das Monographische ist er deshalb nicht hinausgekommen. Ich erwähne vom Jahre 1887Ueber das Mitteloligozän von Itzehoe. 1889Ueber die Kreide und das Tertiär bei Hemmoor im nördlichen Hannover. 1897Die Endmoränen und das marine Diluvium von Schleswig-Holstein.

Gottsche untersuchte mit größtem Eifer die marinen altalluvialen und diluvialen Funde, die bei den Fundamentierungsarbeiten für das neue Rat­haus zu Hamburg und bei anderen Tiefbauten daselbst gemacht wurden. Jetzt wo wiederum ein nicht unbedeutender Untergrund von Hamburg durch die Anlegung der neuen Untergrundbahnen aufgedeckt wird, war er so recht am Platze, aber es sollte nicht sein.

Viele Mitglieder der Brandenburgia erfreute Gottsche durch seinen Vortrag im Kgl. Institut für Meereskunde am 18. Februar 1908, wo er die verschiedenen Schwankungen der Ausdehnung unserer Nordsee land­einwärts dartat.

Zur Zeit der Litorina- oder Scrobicularia- Senkung, wo das jetzt etwas wärmere Baltische Meer nacheiszeitlich, im älteren Alluvium seinen Höhenstand hatte, scheint dies auch bezüglich der Nordsee der Fall ge­wesen zu sein. Damals kam eine Marine-Weichtierfauna bis ins Mecklen­burgische Elbgebiet hinein vor und zwar bis unfern der Grenzen der Mark. Ich nehme an, daß man damals Ebbe und Flut daselbst bis mindestens Wittenberge verspürte, woraus sich gewisse Ufererscheinungen unseres Elbgebietes sowie Schlickniederschläge (während der Ebbezeit ent­standen) vermutlich werden erklären lassen.

Jedenfalls hat Gottsche auch für unsere Brandenburgia anregend ge­arbeitet und dafür wollen wir dem liebenswürdigen, allzeit humorvollen, jovialen Gelehrten dankbar bleiben.