Heft 
(1911) 19
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18. (5. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

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verdienstlicheOekonomisch-technologische Encyklopädie, ein Riesenwerk, das er 1773 begann und bis zum 73. Bande fortführte, wo ihm bei dem ArtikelLeiche nomen et omen der Tod überraschte. Den Buch­stabenGr hat er selbständig bearbeitet und darin heißt es wörtlich: Eine große Glocke ist auch auf dem Münster der Stadt Schaffhausen in der Schweiz befindlich, welche 1486 gegossen worden und 29 Schuh im Umfange hat, woraus die Schwere zu mutmaßen ist. Die Umschrift ist: Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango.

E. Hang (Schiller und die Schillerglocke) fügt hinzu:Diese Notiz wirkte auf Schiller so mächtig und nachhaltig, daß er die Inschrift der Schatfhauser Glocke als Motto an die Spize seines Gedichtes stellte. Sie schien ihm die Quintessenz dessen zu sein, was er in seinem Gedichte ausdrücken wollte, und mit ihr bannte er den Leser von vornherein in die Stimmung, die dann durch das ganze Gedicht anhält.

Die Sitte, während eines Gewitters die Glocken zu läuten, ist übrigens noch jetzt in Deutschland und anderen Ländern viel verbreitet. Es gibt heilige Glocken von denen der Volksmund sagt, daß soweit ihr eherner Mund ertönt die Blitze nicht einschlagen.

Unsere Schillerglocke wird häufig mit Blumen geschmückt und ist auch am diesjährigen Schillertage verdientermaßen der Gegenstand be­geisterter Ovationen gewesen, erfreut sich doch die uralte ehemalige deutsche Reichsstadt eines Geschichts- und Altertums - Vereins, der es sich wieder und immer wieder angelegen sein läßt, auf denkwürdige Erinnerungen von Schaffhausen Stadt und Land mit Wort und Schrift hinzuweisen.

IV. Sclii11 ers Wappen. Über Schillers Wappen ist in der Schillerwoche mancherlei Gereimtes und Ungereimtes vorgebracht worden. Herr Dr. Stephan Kekule von Stradonitz, der genealogische Berater des B. L. A., geschätzt als einer der kundigsten Fachleute der Gegenwart, gibt sich unterm 14. d. Mts. die Mühe, nochmals die umlaufenden Legenden richtig zu stellen und schreibt u. A.:Richtig ist nur, daß es der Herzog Karl August selbst gewesen ist, der die Erwirkung des Reichsadels für Schiller persönlich in die Hand genommen hatte und deshalb am 2. Juni 1802 durch ein Schreiben an den Gesandten Grafen von Stadion in Berlin den ersten Schritt tat. Während der nun folgenden längeren Verhand­lungen zwischen Weimar und Wien über den Gegenstand wurde aber begreiflicherweise bei Schiller selbst wegen seiner Personalien und des Wappens, das er wünsche, angefragt. Der Geheime Rat von Voigt sandte ihm verschiedene Bücher, damit er sicheinige Kenntnis vom Wappen- und Adelswesen verschaffe. Schiller sprach Voigt zunächst mündlich die Bitte aus, daß dieserselbst das Wappen nach eigenem Gutdünken be­stimmen möge. Er wiederholt auch diese Bitte in einem Briefe vom 12. Juli 1802 an Voigt, fügte aber hinzu:wobey ich bloß erinnere, daß