Heft 
(1911) 19
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18, (5. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

12. August d. -Ts. folgenden Bericht vom chemischen Laboratorium für Tonindustrie der Herren Professor l)r. H. Seeger und E. Gramer mit:

Die auf dem Grundstücke Behrenstr. 42 in Berlin! stehenden unan­sehnlichen Häuser, die ältesten der Behrenstraße, in denen die bereits im Umzuge begriffenen Sammlungen von Zeitschriften und Musikalien der Königlichen Bibliothek untergebracht sind und die dem Kronfideikommis gehören, werden jetzt abgebrochen, ebenso das kastenähnliche Haus, das vor einigen Jahren auf dem Vorhofe des Grundstückes unmittelbar an der Behrenstraße für die Zwecke der Bibliothek aufgeführt worden ist. Die alten Gebäude, die jetzt verschwinden, gehörten früher zu dem Nieder­ländischen Palais Unter den Linden, das ursprünglich ein Privatpalais war, dann vom Könige Friedrich Wilhelm II. erworben und von seinem Nach­folger Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1798 der Armendirektion über­lassen wurde. Diese verkaufte es, nachdem das Grundstück eine Zeitlang der englischen Gesandtschaft als Wohnung gedient hatte, im Jahre 1803 für 67 000 Taler an den Erbprinzen Wilhelm von Oranien, den Schwieger­sohn Friedrich Wilhelms II. und nachmaligen König der Niederlande. Davon hat das Palais noch heute seinen Namen. Nachdem es 1870 in den Besitz des preußischen Staates übergegangen war, wurde es im -fahre 1882 vom alten Kaiser erworben, und ist noch heute königliches Eigentum.

Da es von Interesse ist, festzustellen, welche Beschaffenheit die zur Verwendung gekommenen Baustoffe hatten, beschafften wir uns von dem Abbruche eine größere Menge Ziegel und Mörtel und untersuchten diese Proben.

Die zur Verwendung gekommenen Ziegel waren schwach rote, anscheinend ziemlich ungleichmäßig gebrannte Erzeugnisse, die eine beträchtliche Porosität besaßen.

Die Wasseraufnahmefähigkeit, die in der üblichen Weise bestimmtwurde, örgab, daß die Ziegel 19,24 bis 25,14 v. H. Wasser aufzunehmen vermögen.

Zur Feststellung der Druckfestigkeit wurden 10 Ziegel halbiert, die Hälften mit Zement aufeinandergemauert und die Druckflächen der so entstandenen Würfel mit Zementmörtel geglättet. Nach dem Erhärten des Zementes wurden die Würfel getrocknet und zerdrückt, wobei folgende Werte gefunden wurden:

(201,5) kg/qcm

87,0 kg, qcm

58,3

61,8

43,3

45,8

64,4

101,0 *

09,2

57,6

Der Mörtel, der zum Vermauern der Ziegel benutzt worden war, war grauweiß gefärbt und wenig fest. Der Zuschlag war im allgemeinen ziemlich fein, es fanden sich nur wenige Körner, die bis 3 mm Durch­messer aufwiesen.