Heft 
(1911) 19
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18. (6. ordentliche) Versammlung des XVITI. Vereinsjahres.

Zur Zeit des Rohziegelbaus bis ins 16. Jahrhundert hat man in Berlin durchweg viel solider gebaut, gutes Material verwendet, der Mörtel darin ist nicht bloß verkieselt, sondern, als Beweis besonderer Härte und Güte, im Innern des Mauerwerks geradezu auskrystallisiert.

D. Kulturgeschichtliches.

XIX. Robert Mielke: Das Dorf. Ein Handbuch der künst­lerischen Dorf- und Flurgestaltung. Mit 256 Textabbildungen, gr. 8. IV. 283 S. 1110. Verlag von Quelle und Meyer in Leipzig. Im Jahre 1907 hatte unser hochgeschätztes Mitglied sozusagen einen Vor­läufer unter dem TitelDas deutsche Dorf veröffentlicht, welches eine vorzügliche Darstellung der geschichtlichen Entwicklung und der geo­graphischen Verteilung unserer ländlichen Siedelungen behandelt. Das vorliegende vortreffliche Werk, das Ergebnis zweier opfervoller Jahrzehnte, enthält nächst einem allgemeinem Teil die Dorfgestaltung (Lageplan, Dorf­bild, Straßenbild, Straße, Flur) und Bauten sowie die Denkmäler (Hof und Haus, Garten, Kirche, Friedhof, Pfarrhaus und Schule, Gemeindehaus, Bank- und Waschhaus, Fabrik und Gewerbebau), das Gutshaus, Denk­mäler und Brunnen.

Mielke schreibt, obwohl er sich in erster Linie an die Bauverstän­digen wendet, kein Lehrbuch, sondern, wie er mit Hecht betont, einen Führer zum Sehen und Empfinden all des Trauten und Heimlichen, des Schönen und Vorbildlichen, das uns das alte Dorf erschließt. Ja das alte, unverfälschte Dorf! aber wie seht es in zahllosen modernisierten Dörfern ans? es sind in den Gebäuden und deren Zubehör oftmals Zerrbilder kleinstädtischer Bauart enthalten; der Bauer will sein Haus möglichst so haben, wie sie in seiner nächsten großem Stadt aussehen oder sein Architekt redet ihm ein, er müsse dem Zuge der Zeit folgend sein An­wesen städtisch umgestalten.

Da gilt es den Wert des überkommenen dörfischen Wesens ins richtige Licht zu stellen und den Landmann wie seinen Berater auf passende Vorbilder aufmerksam machen, die sich in das gute alte Über­lieferte einfügen und doch dabei von den technischen Verbesserungen der Neuzeit profitieren. Das ist nicht so leicht ausgeführt.

Auf seinen zahlreichen Reisen hat Mielke in der Camera viele aus­gezeichnete Bilder gewonnen und sie überall an passender Stelle ange­bracht. Ebenso gibt er zahlreiche Darstellungen als Vorbilder für Neu­bauten.

Wir wünschen seitens der Brandenburgs dem gediegenen Werk nicht nur, daß es in weiten Kreisen unserer Bevölkerung verbreitet werde, sondern vor allem, daß es auf dem Lande Beherzigung finden möge.