Heft 
(1911) 19
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18. (5. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.

schöne Frankenland immer lieb behalten, so hat er sich doch als Märker gefühlt und dem Bruder Albrecht gegenüber sich als Niederdeutschen, als groben Sachsen bezeichnet. Der märkischen Politik dieses seines Bruders und Nachfolgers fehlte die Geschlossenheit und Selbstbeschrän­kung. Zumal entzog sich Albrechts Blicke die von Friedrich mit größter Klarheit erkannte, die ganze Zukunft des brandenburgischen Staates in schließende Bedeutung der pommersclien Frage. Albrechts rascher Opti­mismus ließ sich auch nach 1470 noch immer auf Dinge ein, bei denen Einsatz und Gewinn in keinem Verhältnis standen, und bei denen olten­ein der erhoffte Gewinn ausblieb. Der Vortragende schloß mit dem Hin­weis auf den bekannten Vorgang, daß noch um die Mitte des 17. Jahr­hunderts in der Mark eine Richtung sich geltend machte, welche die poli­tische Betätigung des Staats auf die ausschließliche Verfolgung der mär­kischen Interessen beschränkt wissen wollte:in den Tagen des Großen Kurfürsten wäre eine solche Politik auf der Basis enger Territorialität rückständig gewesen, zweihundert Jahre früher entsprach sie den An­forderungen des Augenblicks.

XXVIII. Herr Walter Specht, Archivar der Stadt Rathenow legt nach der Urschrift im Nennhausener Pfarrarcliiv vor:Überblick der

Merkwürdigkeiten in der Geschichte des Rittersitzes und Dorfes Nennhausen (Kreis-'Westhavelland). Von Friedrich Baron de la Motte Fouque. In den 1827 neu aufgepflanzten Kirch­turmknopf mit eingelegt. Herr Specht hat diesen lokalgeschichtlich gut verwertbaren Beitrag zuerst veröffentlicht in den von ihm herausgegebenen Blättern für Heimatkunde, 3. Bd. Nr. 11. Beilage zum Kreisblatt für Westhavelland 1907. Wir danken für die Übersendung verbindlichst.

XXIX. Ein Kerbholz aus Berlin wird von u. A. M. Herrn Rektor Otto Monke mit folgender Erläuterung vorgelegt. Das Kerb­holz oder der Kerbstock ist in Berlin verhältnismäßig recht lange in Gebrauch gewesen, bevor es durch das Kontobuch verdrängt wurde. So wurde es z. B. in der Weißbierbrauerei von Richter (jetzt Dalldorfer Straße 23) noch im Jahre 1889 benutzt. Das Ihnen vorliegende Exem­plar von 25 cm Länge und 3 cm Breite ist dort kürzlich ermittelt und für die Sammlung des Märkischen Museums bestimmt. Der Stock besteht aus zwei schmalen Brettchen, die aneinander gelegt werden und an den Enden mit Zäpfchen ineinander greifen. Wurde von der Brauerei Bier geliefert, so schnitt der Kutscher quer über die Schmalseiten beider Hälften einen Kerb, gab dem Empfänger die eine Hälfte und steckte die andere, auf der der Name des Gastwirtes stand, in den Schaft des langen Stiefels und später in die am Wagen angebrachteStocktasche, die sich noch heute an vielen Bierwagen befindet. Für jede halbe Tonne wurde ein Einschnitt gemacht, die siebentegab es schenk, d. h. geschenkt, alsGratishalbe, die aber auch gekerbt wurde. Bei der Abrechnung