18. (5. ordentliche) Versammlung des XVIII. Vereinsjahres.
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wurden die beiden Hälften aneinander gehalten, so daß ein Irrtum oder lief rüg nie Vorkommen konnte. Die bezahlten Kerben wurden dann mit Tinte geschwärzt; die unbeglichenen blieben weiß. Daher finden sich noch in den älteren Kontobüchern der Brauer über den Spalten die Bezeichnungen: schwarz, weiß usw. Nach der Bezahlung von 21 (später 20) Kerben wurde der Stock „abgekerbt“, d. h. mit dem Hobel glatt gemacht, und die Sache begann dann von neuem. In einigen Gegenden der Mark, z. B. bei Beeskow, benutzen Wirt und Gäste noch heute den Kerbstock zur gegenseitigen Kontrolle, während man anderwärts in Dorfkrügen vielfach ein Plakat mit dem Bildnis einer Kose und der warnenden Umschrift findet: „Die Rose blüht; der Dorn, der sticht: Wer gleich bezahlt, vergißt es nicht.“ Aus dem früher weit verbreiteten Gebrauch des Kerbstockes erklärt sich bekanntlich die sprichwörtliche Redensart „etwas auf dem Kerbholz haben“ und vielleicht auch die Entstehung des Wortes Bierziese (von incisio = Einschnitt), deren Einführung durch Johann Cicero einen blutigen Aufstand in der Altmark hervorrief, während der neue Kerbschnitt im Jahre 1909 verhältnismäßig ruhig hingenommen wurde, weil namentlich für das Weißbier die Qualität gesetzlich festgelegt und damit das „Manschen“ beseitigt wurde. Der Trinker hat wieder Vertrauen zum Stoff gewonnen und die Brauereien machen seitdem bessere Geschäfte.
Herrn Monke sage ich für diese Mitteilung, die Vorlegung und die Schenkung an unser heimatliches Museum besten Dank.
NXX. AVode Brausebart. Nach alten A T olkssagen erzählt von AVilhelm Kotz de. Herausg. unter Mitwirkung der Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege in Berlin. Mit Bilderschmuck von Ernst Liebermann. AVeilui. 1909. Reutlingen. Ensslin & Laiblins AVrlags- buchhandlung. — Unser geschätztes Mitglied (in Rathenow) hat die AVotan betreffenden A T olksüberlieferungen geschickt in 15 volkstümlichen Erzählungen verwertet, die besonders für die Jugend berechnet sind. Der Stil ist dem Gegenstände harmonisch angepaßt und eine Liebermannsche Illustrierung dazu sehr ansprechend ausgefallen.
XXXI. Heinrich Runge’s schweizerische Sagensammlung. Unter diesem Titel hat der hochverdiente Schriftführer des hiesigen A 7 er- eins für A 7 olkskunde, Herr Professor Dr. Johannes Bolte einen Artikel im Schweizerischen Archiv für Volkskunde Bd. XIII. 1909 S. 161 — 175 veröffentlicht, den ich Ihnen u. a. deshalb vortrage, weil es sich um den den meisten von Ihnen wohl bekannten Berliner Stadtältesten Runge handelt, über den u. a. die Zeitschrift „Der Bär“ 7, 276 f. (1881), die Mitt. des A 7 ereins für die Geschichte Berlin 1887, 21 (Bildnis) und 94 flg. (von mir verfaßt) uiid die Nationalzeitung 1880, Nr. 659 Nachrichten enthalten. Am 15. Dez. 1817 in Zehdenick geboren, besuchte er das Joachimsthalsche Gymnasium bis zum 15. Lebensjahr und trat dann in