Heft 
(1911) 19
Seite
41
Einzelbild herunterladen

Kleine Mitteilangen.

41

lind nützliche Nachrichten enthaltenden Kalendariums kann insbesondere für Bürgerfamilien bestens empfohlen werden.

XXXVI. Hierauf hielt u. M. Herr Prof. Pr. Ernst Bardey einen Vortrag betitelt: Der Uhrmacher Xanndorff, angeblich König Ludwig XV1L von Frankreich, in der Mark Brandenburg 18101832. Dem fesselnden Vortrage wurde lebhafter Bei feil gespendet, Er wird in erweiterter Form im nächsten Bande des Archivs erscheinen.

XXXVII. Nach der Sitzung zwangloses Zusammensein im Wirtshaus zum Roland von Berlin, Potsdamerstr. 127/128.

Kleine Mitteilungen.

Feudel = Waschlappen. Auf die Frage des Herrn 0. Monke in Nr. 6, September 1909, erlaube ich mir folgende Auskunft.

Feudel = Waschlappen entstammt dem niederdeutschen Sprachschatz und diesem Wort ist es ergangen, wie dem ihm verwandten Fiddel = Fiedel, Geige und ist der Ausdruck Feude l = Waschlappen in etwas ursprünglicher Form noch vielfach in der Mark im Sprachgebrauch, ln der Gegend des Parsteinsees, im sogenannten alten Barnim u. a. 0, spricht man von einem Fuddel, also Maskulinum, daraus das hochdeutsche Fussel d. i. Fetzen oder Faser ward und zwar bezeichnet man damit einen Lappen mit zer­faserten Rändern, von einem größeren Stück Stoff abgerissen, welcher neben demWiggn d. i. der Strohwisch als Scheuermatte, zum Abwaschen von Geschirren in der Küche gebraucht ward. Im übertragenen Sinn bedeutet er ein in der Kleidung nachlässiges Frauenzimmer, das als der Fuddel oder auch der lüderliche Fidde l gescholten wird, weil es aus- gefranzte, zerfetzte Röcke ,sc hlump t a .^Hm Schriftgebrauch hat sich dafür Vettel eingebürgert, welches aus dem Niederdeutchen sinngemäßer erklärt wird, als aus dem lateinischenvetula. Auch für männliche Entartung gebraucht man hierorts den Ausdruckschlechter Fetzen oder gemildert, das DiminutivFatzke, was dem verwandten englischen Worteüddling- man = ein Waschlappen von Mann, ein Topfgucker, ein Tagedieb entspricht. Das englischefuddle gleicht unsermfusselig sein, einen Fussel haben, also ohne Geist sein, faseln, von Sinnen oder betrunken sein.

Wie oben bereits angedeutet, halte ich auchfiddeln oder fiedeln d. i. die Geige streichen damit sprachverwandt, denn das unterscheidende Merkmal ist der mit Haarfasern bezogene Fiddelbogen, womit man auch andere Saiteninstrumente zu streichen vermag. Karl Wilke.