Heft 
(1911) 19
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Kleine Mitteilungen.

Erntebrauch. Früher (vielleicht noch jetzt?) banden die bei der Ernte Beschäftigten mit der letzten Garbe einen ein . Sie sputeten sich, daß sie die Garbe zusammenkriegten, schmissen den zu Tföden und banden ihn zwei Bange um, oben und unten. Dann wurde er an die M and el 1 ) hingesteilt, TTrid gelacht, und dann f oots in den Stoppeln auf dem Felde mit ihm getanzt. Auch die andern tanzten miteinander, kopfunten, lcopfoben.

Man sagte:Gott sei Lob und Dank, der letzte Schnitt der ist gefallen. Bei der Ernte mußte der kleine Knecht den letzten Schnitt tun. Dann sagte mal der große Knecht zu ihm:Ruftest Du da Gott den Vater an? Dünn hat der kleine Knecht gesagt:Den ersten Schnitt, den Du getan, rufiest Du denn Gott den Vater an? In einem Nuthedorf.

Denselben Ausdruck anrufen hat Gryse (1593) für Mecklenburg in seinem Bericht über Erntebräuche,in anropinge des Wode, wie nochbei etliken ackerlüden zu seiner Zeit der Brauch war. W. v. Schulen bürg.

Das Totenhemd. Was der Tote mithaben will, soll man ihm mitgeben. Es war eine junge Frau und ihre Eltern reich. Sie hatte sich ein (Sterbe-) Hembdo zubereitet gehabt und ist dann gestorben. Aber die Schwieger­mutter hat es ihr l.iclit gegeben, sie sagte:Das ist zu schade. So wurde die Tote begraben in einem alten Hemde, da war ein Loch drin. Dann ist immer etwas ans Fenster gekommen und hat so j eplas tatt 2 * ) und gesagt: Ich rannt, ich s pann t 8 ), dabei kriecht ich doch kein janz Ilemdchen an, tynd im Mondenscheine haben sie gesehen, daß es eine, weiße Taube war. Die kam alle Nachte bis 12 . Dann sagten sie es dem Prosta 4 ), und der sagte, sie sollte utjebuddelt werden und wollte das keiner nicht machen. Hat er verordnet, sie sollten dat Sarg öffnen und das weiße Hemde tiber- breiten, das alte wollte keiner abziehen. Dann ist sie von F risc hem be- .graben und einjesejnet worden, und die Taube weggeblieben. Groß- Sehulzendorf. 1894*? W. v. Schulenburg.

Die Ostersonne an der Strippe. In der Ostpriegnitz (Dörfer der nordöstlichen Ecke) heißt es:Am Ostermorgen, wenn die Sonne aufgeht, kann man in einem Eimer mit Osterwasser sehen, wie die Sonne tanzt. Dann sitzt sie an einer Strippe und tanzt im Wasser. In der Brandenburgs (XII, 270) wurden von mir die Redensarten mitgeteilt:Die Jungen haben oder ziehen die Sonne an einer Strippe, wenn die Sonne auf- und unterging. Daß auch diese Redensarten älter sind und einen weiteren Hintergrund haben, zeigt eine Mitteilung bei Müllenhof (Schleswig-Holsteinsche Sagen 359). Hinter Biisum, sagt man im Dithmarschen, ist die Welt mit Brettern zu-

*) Mandel Kornbunde.

! ) hin- und hergeschlagen.

s ) spann.

4 ) sonst Priester.